Kritische Fragen an den Islam müssen erlaubt sein

Geschäftsführender Präsident der GEKE für europaweite Bilanz des interreligiösen Dialogs

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)

18. September 2006

Gebrauch unbewusst verwendeter historischer Zitate über den Islam „nicht hilfreich – Muslime sollen Grundwerte des Zusammenlebens in Europa beachten

Für eine Bilanz des europaweiten interreligiösen Dialogs hat sich der neu gewählte Geschäftsführende Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft, der Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Pfarrer Thomas Wipf (Bern), ausgesprochen. Vor Journalisten sagte er am Rande der am 18. September in Budapest zu Ende gehenden 6. Vollversammlung der GEKE, es müsse erlaubt sein, kritische Fragen an den Islam zu stellen. „Ich erwarte von den Muslimen, dass sie die Grundwerte unseres Zusammenlebens beachten.“ Für „nicht hilfreich“ halte er den Gebrauch historischer Zitate über den Islam – wie es jüngst Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch tat –, die „unbewusst verwendet“ missverstanden werden könnten. Pfarrerin Dr. Stephanie Dietrich (Oslo), stellvertretende Präsidentin der GEKE, wies darauf hin, dass die protestantischen Kirchen in Europa im interreligiösen Dialog eine Aufgabe hätten und eine „Plattform des Austauschs“ anbieten könnten.

Prof. Dr. Michael Beinter (Münster), stellvertretender Präsident der GEKE, sieht in den diesem Zusammenschluss von 105 Kirchen zu Grunde liegenden Vorstellungen ein „Exportmodell“, das die kirchliche Zusammenarbeit auch in anderen Regionen stärken könne. Als Beispiel nannte er die jüngst von protestantischen Kirchen im Nahen und Mittleren Osten beschlossene „Amman-Erklärung“, die dem Grundlagendokument der GEKE, der „Leuenberger Konkordie“ von 1973, nachempfunden wurde.

Präsident Wipf bezeichnete die GEKE als „zusammenwachsende Gemeinschaft in Vielfalt“. Wer in Kontakt mit einer Mitgliedskirche komme, solle „evangelische Kirche Europas“ erleben. Dazu wolle er in seiner Amtszeit beitragen. Zwar sei es notwendig, künftig „noch verbindlicher“ zusammen zu arbeiten, allerdings könne die Institutionalisierung der GEKE nicht mehr sehr weit voran getrieben werden. Eine europäische evangelische Synode sehe er nicht, doch gelte es „synodale Prinzipen“ zu stärken.

Budapest, 18. September 2006

Udo Hahn
Pressesprecher

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)