Kirchenpräsident Cherdron zum Tod von Frère Roger

Ein Leben geprägt von tiefem Glauben, der ausgestrahlt hat

Evangelische Kirche der Pfalz

17. August 2005

Mit großer Bestürzung hat die Evangelische Kirche der Pfalz die Nachricht vom gewaltsamen Tod Frère Rogers aufgenommen. An seinem Urlaubsort äußerte Kirchenpräsident Eberhard Cherdron seine tiefste Betroffenheit darüber, dass ausgerechnet ein Mensch wie Roger Schutz, der sein ganzes Leben für Verständigung und Versöhnung eingetreten sei, einen solchen Tod sterben musste. Der Gemeinschaft von Taizé sprach Cherdron sein tiefes Mitgefühl aus. Das Leben des Gründers der Gemeinschaft von Taizé sei von tiefem Glauben geprägt gewesen, der ausgestrahlt habe auf viele - vor allen Dingen junge - Menschen. Dieser Glaube solle nun auch all denen Trost und Hoffnung sein, die um ihn trauern.

In der pfälzischen Landeskirche wird es folgende ökumenische Gedenkgottesdienste geben (Stand 17.8.,13 Uhr):

Speyer, Gedächtniskirche: Donnerstag, 18. August, 19 Uhr

Kirchheimbolanden, Paulskirche: Freitag, 19. August, 19 Uhr "Nahe ist das Vertrauen" - Film aus Taizé mit Interview Frère Rogers, 19.45 Uhr ökumenisches Glockenläuten in Kirchheimbolanden, Bolanden und Bischheim, 20 Uhr Gedenk- und Bittgottesdienst (nach Liturgie von Taizé)

Hinweis:

Communauté de Taizé

Die "Communauté de Taizé" ist ein internationaler ökumenischer Männerorden in Taizé, Burgund, Frankreich.

Mit der Ankunft des Schweizer Protestanten Roger Schutz (1915-2005) in Taizé beginnt die Geschichte der "Communauté de Taizé". Frère Roger kaufte ein Haus in Taizé, nahm Kriegsflüchtlinge auf und versteckte Juden vor den Nazis. 1942 musste er fliehen, konnte jedoch schon 1944 wieder nach Taizé zurückkehren. 1949 beschlossen die Brüder, deren Zahl weiter angewachsen war, sich endgültig dem gemeinsamen einfachen Leben in Ehelosigkeit zu verschreiben. Am Ostersonntag, dem 17. April 1949, legten die ersten sieben Brüder, Roger Schutz, Max Thurian, Pierre Souvairan, Daniel de Montmollin, Robert Giscard, Axel Lochen und Albert Lacour ihr Gelübde ab. Nachdem anfangs viele Theologen nach Taizé kamen, um dieses Experiment einer evangelischen Ordensgemeinschaft kennen zu lernen, kamen in den 60er Jahren immer mehr Jugendliche nach Taizé. Das von Frère Roger 1970 angekündigte "Konzil der Jugend" wurde 1979 vorläufig ausgesetzt und ging in den "Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde" über: Ein jeder soll in seinem Alltag herausfinden, was er im Einsatz für Frieden, Versöhnung in der Kirche und Vertrauen auf der Erde beitragen kann. Als Etappe auf diesem Pilgerweg ist für den Jahreswechsel 2005/06 ein Treffen in Mailand geplant.

Bekannt ist die "Communauté de Taizé" auch für ihre charakteristischen Lieder, die in vielfacher Wiederholung gesungen werden. Die Liedtexte basieren meist auf einer Bibelstelle und sind in Latein oder in den verschiedensten Sprachen verfasst. Die Brüder von Taizé bestreiten ihren Lebensunterhalt aus dem Erlös ihrer Arbeit, vor allem künstlerische Arbeiten aus der Töpferwerkstatt.

1952 entstand in der französischen Schweiz die "Communauté de Grandchamp", eine Schwesterngemeinschaft, die nach der Regel der "Communauté de Taizé" lebt. Sie zählt etwa 60 Schwestern, die aus verschiedenen Kirchen der Reformation und aus mehreren Ländern kommen.

1955 entstand der "Dritte Orden der Einheit" (DOE) für eine gemeinsame geistliche Struktur von "Communauté de Taizé" und "Communauté de Grandchamp".

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1960er Jahre) entschieden die Brüder von Taizé, den Empfang von Jugendlichen ins Zentrum ihrer Aktivitäten zu stellen und die Betreuung des "Dritten Ordens der Einheit" an die Schwestern von Grandchamp abzutreten. Die Mitglieder des Ordens leben ihr Engagement in ihrem Beruf, ihrer Familie und ihrer Gemeinde. Ihr spirituelles Leben kennzeichnet das tägliche Gebet und die Meditation der Bibel, Einkehrtage und regionale Zusammenkünfte.

Die Regel des "Dritten Ordens der Einheit" ist einfach, sie besteht im Wesentlichen aus den Kapitelüberschriften der Regel von Taizé:

Bete und arbeite,
damit sein Reich komme.

Lass in deinem Tag,
in Arbeit und Ruhe,
Gottes Wort lebendig werden.

Bewahre in allem die innere Stille,
um in Christus zu bleiben.

Lass dich durchdringen vom Geist der Seligpreisung:
Freude - Einfachheit - Barmherzigkeit.

Speyer, 17. August 2005

Öffentlichkeitsreferat