Verantwortungsvoller Umgang mit Gentests angemahnt

Expertengruppe der Landeskirche legt Studie zur Gendiagnostik vor

Evangelische Kirche von Westfalen

Gentests dürfen nur nach vorheriger Information und Beratung von unabhängiger Seite und nur mit Einwilligung der Betroffenen durchgeführt werden. Diese Forderung erhebt die interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppe „Ethische Fragen der Gentechnik“ der Evangelischen Kirche von Westfalen in einer neuen Studie. „In jedem Fall ist sowohl das Recht auf Wissen als auch das Recht auf Nichtwissen der betroffenen Person und ihrer Angehörigen zu respektieren und zu schützen“, so die Experten.

Gentests finden heute bereits in der Medizin, bei der Strafverfolgung und bei Vaterschaftsuntersuchungen breite Anwendung. Sie sind jedoch bisher kaum gesetzlich geregelt. Hier sieht die Arbeitsgruppe deutlichen Handlungsbedarf. Insbesondere ist sie der Ansicht, dass es Versicherungen nicht gestattet werden darf, Gentests vor Abschluss eines Versicherungsvertrages zu verlangen. Auch dürfen diese Tests im Zusammenhang mit Arbeitsverhältnissen bei Einstellungsuntersuchungen nicht zulässig sein.
In der jetzt vorliegenden Studie „Ethische Überlegungen zur genetischen Diagnostik“ setzt sich die Arbeitsgruppe mit den Chancen und Risiken des Einsatzes der genetischen Diagnostik in Medizin, Strafverfolgung und anderen gesellschaftlichen Bereichen wie beispielsweise Vaterschaftstests auseinander. Der rund 80 Seiten umfassende Text führt in diese Problematik ein und stellt den medizinischen, juristischen und gesellschaftlichen Sachstand dar. Er erläutert insbesondere die ethischen Anfragen an den Einsatz gendiagnostischer Methoden.
In der westfälischen Kirche werden ethische Fragen der Gentechnik seit vielen Jahren diskutiert. 2001 setzte die Kirchenleitung eine Arbeitsgruppe ein, um die Entwicklung der modernen Biowissenschaften, insbesondere aber der Gentechnik, zu verfolgen und dazu Stellung zu nehmen. Zu den 13 Mitgliedern der Arbeitsgruppe gehörten Fachleute aus den Bereichen Medizin, Recht, Psychologie, Chemie, Theologie und Diakonie, Pädagogik sowie Journalismus.

Die Studie ist ab dem 11. Oktober 2004 kostenlos erhältlich im Evangelischen Medienhaus, Cansteinstraße 1, 33647 Bielefeld, Telefon 0521/9440-0. Im Internet findet sich der Text unter: www.ekvw.de/service (Texte und Dokumente). Ansprechpartner für weitere Fragen: Institut für Kirche und Gesellschaft, Telefon 02371/352-186, Dr. Gudrun Kordecki, E-Mail: g.kordecki@kircheundgesellschaft.de.

Bielefeld, 30. September 2004

Andreas Duderstedt
Pressesprecher