Baptisten wünschen sich „strukturierte Beziehung“ zur GEKE

GEKE diskutiert Ergebnis der Beratungen mit der Europäischen Baptistischen Föderation

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)

15. September 2006

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft will mit der größten Freikirche des Kontinents, den Baptisten, engere Beziehungen knüpfen. Der in Budapest tagenden 6. Vollversammlung der GEKE liegt das Ergebnis eines vierjährigen theologischen Dialogs in den Jahren 2000 bis 2004 vor. Sie muss über die Konsequenzen daraus entscheiden. Die Exekutivausschüsse sowohl der GEKE als auch der Europäischen Baptistischen Föderation haben dem Schlussbericht des Dialogs zugestimmt und empfehlen ihren Mitgliedern, weitere Möglichkeiten der Gemeinschaft in bilateralen Dialogen zu erkunden.

Zudem wollen die 800.000 Baptisten des Kontinents assoziiertes Mitglied der Gemeinschaft werden. Diese Form der Mitgliedschaft müsste die GEKE in einem künftigen Statut neu schaffen. Bisher kennt sie nur die volle Mitgliedschaft. Beide Seiten sind sich in der Frage nach der Taufe, die trennend zwischen ihnen steht, ein Stück näher gekommen. Das berichtete der kurhessische Bischof Martin Hein vor Vollversammlung. Er hatte die GEKE- Gesprächsdelegation geleitet und präsentierte in Budapest das Ergebnis des Dialogs. Baptisten erkennen die Kindertaufe nicht an und taufen selbst nur Menschen aufgrund eines persönlichen Bekenntnisses zum Glauben. Wie Hein sagte, entwickle sich in den Mitgliedskirchen der GEKE die Erwachsenentaufe als zweite Möglichkeit neben der Kindertaufe. Das habe ein gegenseitiges Verständnis erleichtert. In den Gesprächen habe sich eine neue Blickrichtung ergeben. Beide Seiten hätten sich um ein angenähertes Verständnis der „christlichen Initiation“, also einer Einführung ins Christentum bemüht, das neben der Taufe auch eine Einübung in den Glauben umfasst, wie sie die großen Kirchen im  Konfirmandenunterricht kennen. In vielen baptistischen Gemeinden werde heute eine „offene Mitgliedschaft“ praktiziert: Anders als früher würden auch Mitglieder ohne weitere Taufe aufgenommen, die in ihrer früheren Kirche als Kinder getauft und konfirmiert worden seien.

Für eine Kirchengemeinschaft mit den Baptisten stelle sich die Frage, ob diese in er Lage seien, „jeglichen Anschein einer Wiedertaufe zu vermeiden“, wenn ein als Kind getauftes Mitglied zu ihnen komme. Eine Möglichkeit bestehe darin, dass die Baptisten, auch wenn sie „die Säuglingstaufe sicherlich als unangemessen betrachten, ihre Gültigkeit nicht ausdrücklich in Frage stellen“. Die lutherischen und unierten Mitgliedskirchen de GEKE sollen klären, welche Bedeutung die in den lutherischen Bekenntnissen des 16. Jahrhunderts ausgesprochenen Verwerfungen gegen die sogenannten Wiedertäufer haben. Ein lutherisch-baptistischer Dialog auf Weltebene hatte geklärt, dass die Baptisten, die sich selbst nicht als Wiedertäufer verstehen, von den meisten damaligen Verurteilungen nicht betroffen seien.

Der Generalsekretär der Europäischen Baptistischen Föderation, Prof. Dr. Anthony Peck, bekräftigte, dass die Baptisten eine Kindertaufe nicht anerkennen könnten, weil sie im Neuen Testament nach ihrer Ansicht nicht vorkomme. Er dankte aber der GEKE für das Gespräch. es sei für die baptistischen Kirchen das erste seiner Art. Sie würden zu den anderen Kirchen des Kontinents gern in eine „strukturierte Beziehung“ eintreten. Angesichts der Entchristlichung Europas sollten die Kirchen so eng wie möglich zusammenarbeiten.

Budapest, 15. September 2006

Udo Hahn
Pressesprecher

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)