“Wer dankbar ist, nimmt Wirklichkeit anders wahr”

Der Tag der Deutschen Einheit am Erntedankfest

Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

An die positiven Veränderungen in den vergangenen 15 Jahren für Millionen Deutscher erinnert Axel Noack, Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, in einem Artikel für die in Magdeburg erscheinende Evangelische Wochenzeitung "Die Kirche" zum 3. Oktober.

Gerade in unruhigen Zeiten sei es heilsam, gründliche Inventur zu halten und genau nachzuschauen, wofür wir letztlich von Herzen dankbar sein können, so der Bischof. "Natürlich fallen einem zunächst die Unruhe der letzten Zeit, die nicht zu leugnenden sozialen Spannungen im Land, die überall hervortretende politische Hilflosigkeit der Regierenden und nicht zuletzt die drohende Gefährdung unserer Demokratie durch Wahlerfolge rechter Parteien auf. Was uns fehlt, erscheint überdeutlich." Dennoch gäbe es viele Gründe, dankbar zu sein, so Axel Noack. “Oft nehmen wir gar nicht recht wahr, dass wir trotz allem in gesicherten Verhältnissen leben dürfen, nach denen sich andere Menschen sehnen”, schreibt der Magdeburger Bischof anlässlich des Tages der Deutschen Einheit am diesjährigen Erntedankfest.

Eine Kultur der Dankbarkeit sei wichtig, so der Bischof. Axel Noack verweist dabei auf die Kollektensammlungen in den Erntedankgottesdiensten, die in den evangelischen Kirchen für die Aktion “Brot für die Welt” bestimmt sind. “Sie helfen uns zu sehen, dass Vieles von dem, was wir längst schon als ganz selbstverständlich hinnehmen, alles andere als selbstverständlich ist. Wer dankbar ist, nimmt Wirklichkeit anders war und wird sich auch auf neue Herausforderungen einlassen.”

Zur Tradition des Erntedankfest
Das Erntedankfest wird in den evangelischen Kirchen in der Regel am ersten Sonntag des Oktobers gefeiert. Grundlage für die Terminierung des Festes ist ein Erlass Friedrich II. von Preußen aus dem  Jahr 1773. Seitdem wird Erntedank im evangelischen Raum am Sonntag nach Michaelis (29. September) begangen. Zu diesem Anlass wird traditionell eine große Erntekrone angefertigt, ein Kranz aus Feld- und Gartenfrüchten. In vielen Gemeinden ist dieser Gottesdienst auch mit einer Solidaritätsaktion zugunsten hungernder Menschen verbunden (z.B. Brot für die Welt).

Magdeburg, 30. September 2004

Oliver Vorwald
Pressesprecher