„Ökumenische Resignation ist nicht angebracht“

Vatikan-Vertreter sieht Zeichen der Hoffnung auf eine größere Gemeinschaft im Glauben

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)

14. September 2006

Aufruf, viel mehr gemeinsam zu tun als bisher, zum Beispiel Wortgottesdienste

Als „erste Aufgabe vom Evangelium her“ hat Monsigniore Dr. Matthias Türk vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen in Rom die „Versöhnung unter den getrennten Christen“ bezeichnet. Vor der 6. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft sagte er am 14. September in Budapest, der Ernst dieses Auftrags müsse unseren Dialog prägen. „Damit die Welt glaube, müssen wir eins sein. In diesem gemeinsamen Bekenntnis und in dieser gemeinsamen Aufgabe gibt es keine Trennung zwischen uns.“ In seinem Grußwort wies Dr. Türk darauf hin, dass es neben den vielen noch offenen Fragen auch „immer wieder Zeichen der Hoffnung auf eine größere Einheit im Glauben“ gebe.

„Der Dienst zur Versöhnung nötigt uns, nicht nach zu lassen in all unseren Anstrengungen, ökumenisch zusammen zu arbeiten mit dem Ziel der vollen, sichtbaren Einheit der Kirche und der ersehnten Einheit am Tisch des Herrn.“ Dabei sei die Methode des „differenzierten Konsenses“, wie er vor allem in der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ zwischen Lutherischem Weltbund und römisch-katholischer Kirche zur Anwendung gekommen sei, „ein wichtiges Instrument, um in den verbliebenen ökumenischen Fragen weiter zu kommen“.

Die ökumenische Situation ist nach den Worten Türks „gegenwärtig nicht übersichtlicher geworden“. So beobachte die römisch-katholische Kirche neue Unionen und Gemeinschaften, ein große Zahl von bilateralen und multilateralen ökumenischen Konsens- und Konvergenzdokumenten. Andererseits gebe es „neue Spannungen bis hin zu Spaltungen, oftmals auf Grund tief reichender ethischer Differenzen“. Neue Gemeinschaften evangelikaler oder pentekostaler Art stellten „eine weitere Herausforderung an uns Großkirchen dar“. Hier könne die Antwort nicht ausschließlich und in erster Linie eine institutionelle und organisatorische sein. Es gehe vielmehr um eine erneuerte Rückbesinnung auf den uns alle verbindenden Grund, auf Christus. Und es gehe darum, „auf der Basis der zwischen uns gewachsenen ökumenischen Gemeinsamkeit noch viel mehr gemeinsam zu tun, als wir bereits verwirklichen: gemeinsames Bibelstudium, Austausch geistlicher Erfahrung, Sammlung von liturgischen Texten, gemeinsame Wortgottesdienste, besseres Verstehen und Vermitteln unserer gemeinsamen Tradition sowie der bestehenden Unterschiede, Zusammenarbeit in Theologie, Mission, im kulturellen und sozialen Zeugnis, Zusammenarbeit im Feld von Entwicklung und Bewahrung der Umwelt, in den Massenmedien und vieles mehr“. Für die Zeit einer schon gewachsenen, aber noch nicht vollkommenen Einheit sei gerade der „geistliche Ökumenismus und die ökumenische Bildung von besonderer Bedeutung“. Dies gehe zusammen mit dem theologischen Dialog.

Zur Fortführung des ökumenischen theologischen Dialogs gebe es keine Alternative. „Ökumenische Resignation ist nicht angebracht“, sagte Dr. Türk, der die Grüße des Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper, überbrachte.

Budapest, 14. September 2006

Udo Hahn
Pressesprecher

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)