LWB fordert "Ökonomie, die dem Leben dient"

Landesbischof Kähler: "Nachbarschaftshilfe mit globaler Dimension"

Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen

31. Juli 2003

Die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im kanadischen Winnipeg hat in ihrer mit überwältigender Mehrheit am 30. Juli (Ortszeit) beschlossenen Botschaft eine "Ökonomie, die dem Leben dient" gefordert. Die Botschaft ist das Ergebnis der unter dem Thema "Heilung der Welt" vom 21. bis 31. Juli dauernden Beratungen von 380 Delegierten. In dem 20seitigen Papier werden die 136 Mitgliedskirchen in 76 Ländern aufgefordert, an der Verwandlung der wirtschaftlichen Globalisierung mitzuwirken. Diese brächte "Millionen Menschen weiterhin Leid, Elend und Tod". Als besonders problematisch nennt die Botschaft die Schuldenlast der Länder in der sogenannten Dritten Welt. Gefordert wird deshalb ein Schuldenerlass für hoch verschuldete arme Länder. Der LWB spricht sich mit dem Beschluss auch gegen die Privatisierung von Wasser und die Patentierung von Saatgut aus. Darüber hinaus werden die Mitgliedskirchen aufgerufen, der Klimaveränderung wirksam zu begegnen. Zur Überwindung von Gewalt haben die Lutheraner die "Macht der Gewaltlosigkeit" bekräftigt. Sie setzen auf den Dialog und die Begegnung, um Vorurteile und Feindbilder abzubauen und wollen sich religiösem und politischem Fundamentalismus widersetzen.

Landesbischof Christoph Kähler, einer der vier Delegierten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, sagte am Rande der Vollversammlung: "Wir sind schnell dabei, die eigene Nabelschau zu betreiben, uns nur um die eigenen Probleme zu kümmern. Auch die Kirche lebt in dieser Gefahr. Die Heilung der Welt beginnt mit der Anstrengung, den Blick immer wieder über den Tellerrand hinaus auf die ganze Welt zu richten. Wenn man mit Menschen aus mehr als 70 Ländern zusammen ist und die Probleme berät, erhält die Nachbarschaftshilfe ganz von selbst eine globale Dimension. Und so möchte ich Globalisierung zuallererst verstanden wissen, als Nächstenliebe, die die Fernen mit einbezieht." In diesem Zusammenhang kündigte Kähler einen Bericht von der Vollversammlung vor der Synode der Thüringer Landeskirche im Herbst an. Damit will er unter anderem die Gemeinden bestärken, in der Unterstützung für kirchliche Hilfsprogramme nicht nachzulassen.

Zum Abschluss sagte der Bischof: "Ich habe viel zugehört und viel gelernt von Christen aus Lateinamerika, die oft nur unter Lebensgefahr die Befreiung durch Gott aus ungerechten Verhältnissen predigen können, von afrikanischen Schwestern und Brüdern, die trotz erdrückender Probleme die Hoffnung nicht aufgeben, dass Gott den Ohnmächtigen hilft". Er zeigte sich auch beeindruckt von neuen Andachtsformen und Gottesdiensten, die er in Winnipeg erlebt habe und die Impulse für die Gemeinden der Thüringer Landeskirche geben könnten.

Eisenach, 31. Juli 2003

Ralf-Uwe Beck
Pressesprecher
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