Engere Verzahnung zwischen VELKD und EKD angestrebt

VELKD will "eigenständige Kirche bleiben"

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

30. Juli 2003

Der Präsident des Lutherischen Kirchenamtes, Dr. Friedrich Hauschildt (Hannover) weist im Interview der Zeitschrift "zeitzeichen" (Berlin) darauf hin, dass die Selbständigkeit der VELKD erhalten bleibt

"Wer die VELKD stärker in die EKD integrieren will, der muss sie als einen selbständigen und arbeitsfähigen Partner, als Kirche, mit ihren theologisch bestimmten Kernkompetenzen ernst nehmen." Darauf hat der Präsident des Lutherischen Kirchenamtes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Dr. Friedrich Hauschildt (Hannover), in einem Interview der in Berlin erscheinenden Zeitschrift "zeitzeichen" (Ausgabe August) hingewiesen. Die Engelhardt-Kommission (benannt nach dem früheren EKD-Ratsvorsitzenden Landesbischof i.R. Prof. Dr. Klaus Engelhardt, Karlsruhe) habe "in Übereinstimmung mit den VELKD-Beschlüssen" der Generalsynodentagung in Bamberg im letzten Jahr erklärt, so Hauschildt, die VELKD solle als Kirche in der Kirche innerhalb der EKD bestehen bleiben. Zugleich sollten VELKD und EKD stärker verzahnt werden.

Wie der Präsident des Lutherischen Kirchenamtes erläutert, werde die VELKD eine "eigenständige Kirche bleiben, mit Synode, Kirchenleitung und Bischofskonferenz". Diese Organe benötigten einen Stab, der Anregungen und Weisungen dieser Gremien aufnehme und ausführe und ihnen auch Vorschläge unterbreite. "Wie auch immer die Zusammenführung der Kirchenämter von VELKD und EKD aussieht, auf jeden Fall muss gewährleistet sein, dass der zukünftige Stab der VELKD die erwähnten Aufgaben wie bisher effizient und unabhängig erfüllen kann."

Wie sich die geplante Verzahnung konkret gestalte, wie groß die Synode der VELKD sei, wann und wo sie tage und wie die innere Gliederung der Kirchenkonferenz künftig aussehe, darüber müsse "nüchtern und mit wechselseitigem Respekt verhandelt werden", so Dr. Hauschildt. "Wenn wir dann einer Lösung näher kommen, müssen wir genau prüfen, ob wir das Ziel erreicht haben, um das es uns wirklich geht, nämlich den sparsamen Umgang der Ressourcen unter Beachtung der Kernkompetenzen." Und dann sei auch noch einmal zu fragen, inwieweit die evangelischen Kirchen wirklich mit einer Stimme sprechen müssten, wie oft gefordert werde, oder ob eine "gewisse Vielfalt" nicht zu ihrem Wesen gehöre.

Hannover, 30. Juli 2003

Udo Hahn
Pressesprecher der VELKD


Das Interview im Wortlaut:

Eingebunden, aber selbstständig

Interview mit Friedrich Hauschildt über eine Reform der evangelischen Kirche. Er leitet das Kirchenamt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD)

Unter dem Dach der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt es zwei große konfessionelle Zusammenschlüsse. Der VELKD gehören acht lutherische Mitgliedskirchen der EKD an. Zur Union Evangelischer Kirchen (UEK) haben sich vierzehn nichtlutherische Landeskirchen zusammengeschlossen. Eine EKD-Kommission, die der Altratsvorsitzende der EKD Klaus Engelhardt leitete, hat nun Vorschläge für eine engere Verzahnung der Konfessionsbünde mit der EKD gemacht. Darüber sprach Jürgen Wandel mit Friedrich Hauschildt, dem Präsidenten des VELKD-Kirchenamtes.

zeitzeichen: Herr Präsident Hauschildt, bisher gibt es neben der EKD-Synode die Synode der VELKD. Die Engelhardt-Kommission schlägt nun folgendes vor: Die Vertreter, die die Mitgliedskirchen der VELKD in die EKD-Synode entsenden, bilden gleichzeitig die VELKD-Synode. Und beide Gremien tagen zukünftig in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe. Was halten Sie von diesem Vorschlag?

Friedrich Hauschildt: Die Engelhardt-Kommission hat – in Übereinstimmung mit den VELKD-Beschlüssen von Bamberg – erklärt, die VELKD solle als Kirche in der Kirche, in der EKD, bestehen bleiben. Zugleich sollen VELKD und EKD stärker miteinander verzahnt werden. Und in diesem Zusammenhang gibt es den Vorschlag einer Personenidentität von EKD- und VELKD-Synodalen. Darüber muss man gründlich nachdenken. Ein Problem besteht darin, dass die Mitglieder der beiden Synoden bisher ein unterschiedliches Profil hatten. Während bei den Synodalen der VELKD Fragen der Theologie, der Liturgie und der Ökumene im Mittelpunkt stehen, hat es in der EKD immer Synodale gegeben, die ein starkes politisches Interesse hatten. Ob es möglich ist, beides unter einen Hut
zu bekommen, muss geprüft werden.

zeitzeichen: Es wird auch vorgeschlagen, das Kirchenamt der VELKD in das Kirchenamt der EKD einzugliedern. Was halten Sie davon?

Friedrich Hauschildt: Nach dem Engelhardt-Papier wird die VELKD eine eigenständige Kirche bleiben, mit Synode, Kirchenleitung und Bischofskonferenz. Und diese Organe bedürfen eines Stabes, der Anregungen und Weisungen dieser Gremien aufnimmt und ausführt und ihnen auch Vorschläge unterbreitet. Wie auch immer die Zusammenführung der Kirchenämter von VELKD und EKD aussieht, auf jeden Fall muss gewährleistet sein, dass der zukünftige Stab der VELKD die erwähnten Aufgaben wie bisher effizient und unabhängig erfüllen kann.

zeitzeichen: Über die Vorschläge der Engelhardt-Kommission muss mit der VELKD verhandelt werden. Was ist denn aus Sicht der VELKD verhandelbar und was nicht?

Friedrich Hauschildt: Wer die VELKD stärker in die EKD integrieren will, muss sie als einen selbstständigen und arbeitsfähigen Partner, als Kirche mit ihren theologisch bestimmten Kernkompetenzen ernst nehmen. Und er muss gewährleisten, dass die VELKD einen arbeitsfähigen und unabhängigen Stab behält, der die Selbstständigkeit der VELKD als Kirche gestalten hilft.

zeitzeichen: Und was ist verhandelbar?

Friedrich Hauschildt: Die Frage, wie groß die Synode der VELKD ist, wann und wo sie tagt, wie die innere Gliederung der Kirchenkonferenz aussieht und wie für beide Gremien die Verzahnung mit denen der EKD aussieht, darüber muss nüchtern und mit wechselseitigem Respekt verhandelt werden. Wenn wir dann einer Lösung näher kommen, müssen wir genau prüfen, ob wir das Ziel erreicht haben, um das es uns wirklich geht, nämlich den sparsameren Umgang mit Ressourcen unter Beachtung der Kernkompetenzen. Und dann ist auch noch einmal zu fragen, inwieweit die evangelischen Kirchen wirklich mit einer Stimme sprechen müssen – wie oft gefordert wird – oder ob eine gewisse Vielfalt nicht zu ihrem Wesen gehört.

zeitzeichen: Wie beurteilen sie die Chancen, dass die Vorschläge der Engelhardt-Kommission verwirklicht werden?

Friedrich Hauschildt: Das hängt davon ab, ob es bei den Vertragsverhandlungen gelingt, die beiden Prinzipien des Engelhardt-Papiers – Selbständigkeit und Verzahnung von EKD und VELKD – organisatorisch umzusetzen.

Quelle: "zeitzeichen", August 2003