MODERATOR ALTMANN RUFT ZU NEUEM LEBEN IN DER ÖKUMENISCHEN BEWEGUNG AUF

Erster Bericht vor dem Zentralausschuss des ÖRK

Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)

30. August 2006

Der Moderator Pastor Dr. Walter Altmann aus Brasilien hat den Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) dazu aufgerufen, "neues Leben in die ökumenische Bewegung zu bringen". In seinem ersten Bericht als Moderator des Zentralausschusses betonte Altmann am Mittwoch, 30. August, in Genf die Rolle des Weltkirchenrates als das "privilegierte Instrument der ökumenischen Bewegung". Eine "minimalistische Aufgabenstellung" lehnte Altmann ab.

Bei der Eröffnung der Sitzung des leitenden Gremiums, das im Februar auf der ÖRK-Vollversammlung in Porto Alegre gewählt wurde, sprach Altmann von der "schönen, wenn auch schwierigen ökumenischen Verpflichtung, die uns trotz der vielen Unterschiede, die zwischen uns bestehen, hier zusammen gebracht hat."

"Die ökumenische Bewegung", erklärte er, dürfe nicht so verstanden werden, als wäre sie "auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner aufgebaut". Stattdessen sei sie "angetrieben von einer sehr viel grösseren und anspruchsvolleren Vision." Diese Vision sei die "volle und sichtbare Einheit der Kirchen", ihre Grundlage sei die Einheit, die der Heilige Geist "durch das Evangelium und die Taufe" stifte und sie werde "in Glauben" empfangen.

Unter diesen Voraussetzungen sei Ökumene "nicht optional, sondern eine zwingende Notwendigkeit." Ökumenischer Dialog und Zusammenarbeit stelle kein strategisch motiviertes Ringen um verhandelbare Positionen dar, sondern vielmehr "eine Leidenschaft für die Einheit". Diejenigen, die der Ökumene verpflichtet seien, hätten eine Vision "vollständiger Gemeinschaft", obwohl sie die "Trennungen zwischen uns", die "eine Sünde gegen Gott" seien, nicht aus dem Auge verlören.

Die ökumenische Bewegung "bewegt sich langsamer als wir es wünschen", und "unsere Kirchen bewegen sich vermutlich langsamer als sie könnten", so Altmann. In einer nüchternen Bewertung des "Jahrhunderts der Ökumene" stellte er fest, dass "sich die Beziehungen zwischen den Kirchen in vielen Bereichen erheblich verbessert haben." Zugleich sei aber die Frage offen, ob die Kirchen "dem erklärten Ziel der sichtbaren Einheit näher gekommen" seien.

Weil "drängende, kontroverse Fragen, die sowohl die kirchliche Lehre als auch Ethik betreffen" beträchtliche interne Spannungen in vielen Kirchen hervorriefen, seien diese Kirchen versucht, "sich gegen die zentrifugalen Kräfte der Fragmentierung 'zu verteidigen', indem sie sich hinter ihren eigenen theologischen oder institutionellen Wänden verschanzen". In der Folge betrachteten sie mitunter "ihr ökumenisches Engagement als weniger wichtig."

In diesem Zusammenhang, betonte Altmann, sei der ÖRK eine "Gemeinschaft der Hoffnung". Er rief die Mitglieder des Zentralausschusses dazu auf, es als ihre "wichtigste und grundlegende Aufgabe" anzusehen, diese Gemeinschaft untereinander auszuleben.

Dies habe auch institutionelle Auswirkungen: bei diesem ersten Treffen sei die Tagesordnung des Zentralausschusses hauptsächlich auf die Herausforderung gerichtet, eine neue Programmstruktur für den ÖRK festzulegen. Das Ergebnis müsse "den Beschlüssen der Vollversammlung treu sein, verantwortlich mit den verfügbaren Mitteln umgehen, (…) die nicht so reichhaltig sind, wie wir uns das wünschen würden", und in der Lage sein, "das Zeugnis und den Dienst" der ÖRK-Kirchen zu stärken.

"Der ÖRK darf nicht auf eine minimalistische Aufgabenstellung reduziert werden, sondern muss (…) das privilegierte Instrument der ökumenischen Bewegung bleiben", sagte Altmann.

Genf, 30. August 2006

Juan Michel
Pressesprecher

Der Bericht von Moderator Walter Altmann im Wortlaut