Sozialpolitisches Handeln als Bestandteil der Diakonie

Eugen Gerstenmaier gründete das Evangelische Hilfswerk

Diakonisches Werk der EKD (DW)

23. August 2006

Am 25. August 2006 wäre Eugen Gerstenmaier 100 Jahre alt geworden. Er gründete 1945 das Evangelische Hilfswerk, das er bis 1951 leitete. Ziel des  Hilfswerkes war es, die Not der Flüchtlinge und Heimkehrer nach dem Krieg zu bekämpfen. Das Evangelische Hilfswerk verteilte bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik enorme Mengen an Hilfsgütern, die überwiegend von Partner-Kirchen im Ausland nach Deutschland kamen.

Während der 50er und 60er Jahre wurden das Evangelische Hilfswerk und die Innere Mission der Evangelischen Kirche in Deutschland auf Landesebene in neugegründeten Diakonischen Werken zusammengeführt. 1975 entstand das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland durch den Zusammenschluss des bereits 1848 entstandenen Central-Ausschusses für die Innere Mission mit dem Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland  .

"Der Aufbau des Evangelischen Hilfswerkes nach dem Zweiten Weltkrieg stellt eine einzigartige kirchen- und sozialpolitische Leistung dar", würdigt Diakonie- Vizepräsident Dr. Wolfgang Teske das diakonische Engagement Gerstenmaiers. Für Gerstenmaier sei sozialpolitisches Handeln ein wesentlicher Bestandteil der Diakonie gewesen. "Als Ideengeber eines evangelischen Hilfswerks legte Gerstenmaier auch den Grundstein für die Ökumenische Diakonie mit ihren Hilfsaktionen", betont Teske weiter. "Nach dem Krieg profitierte Deutschland von der Solidarität der Kirchen aus Europa und den USA. Als Empfänger von damals geben wir heute etwas zurück und sind selbst zu humanitären Helfern mit einer breiten Verankerung in der eigenen Gesellschaft geworden." Gerstenmaiers Engagement sei der Anstoß zu einem langen Prozess gewesen, der schließlich zur Gründung der Diakonie Katastrophenhilfe sowie zu den Aktionen "Brot für die Welt" und "Hoffnung für Osteuropa" geführt habe.

Innerkirchlich konnte Gerstenmaier seine Forderung nach einer zentralistisch organisierten Diakonie nicht durchsetzen und ging nicht zuletzt deshalb in die Politik. 1949 wurde er für die CDU in den Bundestag gewählt und widmete sich der Außen- und Sicherheitspolitik. Nach Hermann Ehlers Tod wurde Gerstenmaier 1954 Bundestagspräsident. Die Entwicklung von Kirche und Diakonie, die dauerhaft mit seinem Namen verbunden ist, verfolgte Eugen Gerstenmaier bis zu seinem Tod am 13. März 1986 aus der kritischen Distanz des politischen Beobachters.

Berlin, 23. August 2006

Ute Burbach-Tasso
Stellv. Pressesprecherin