Bischof Maier beurteilt Zehnte Vollversammlung des LWB positiv

Theologie der Rechtfertigung steht im Mittelpunkt

Evangelische Landeskirche in Württemberg

28. Juli 2003

Positiv überrascht zeigte sich der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Gerhard Maier, von der zehnten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im kanadischen Winnipeg. Die Stimmung auf dieser Vollversammlung sei sehr gut, so Maier, vor allem afrikanische und asiatische Delegierte trügen dazu bei. Besonders freue ihn, dass die lutherische Rechtfertigungslehre wieder im Mittelpunkt der Beratungen stünde: ”Die alten Sätze gelten noch, dass Rechtfertigung am Fuße des Kreuzes geschieht und dass vorher das Gesetz klar gepredigt wird”, so der Bischof.

Maier erwähnte besonders die theologische Ausrichtung des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, des früheren braunschweigischen Bischofs, Christian Krause, der heute deutlich andere Akzente setze. Zudem habe der  Generalsekretär des LWB, Ishmael Noko aus Simbabwe, dem LWB eine neue Bahn gezeigt. Das Hauptreferat bei der Vollversammlung, zu der knapp vierhundert Delegierte angereist waren und noch einmal so viele Gäste und Berater, hielt die Landesbischöfin der  hannoverschen Landeskirche, Margot Käßmann. Käßmann sei es gelungen so Maier, “der Versuchung zu widerstehen, Illusionen zu nähren”. Mit ihrem “gesunden theologischen Ansatz und Realismus” habe sie klarmachen können, dass das Reich Gottes nicht allein schon vollständig in der Gegenwart vollendet sei, sondern in Zukunft auf uns warte.

Das Problem der Visa-Erteilung für manche Delegierte bezeichnete Maier als eine Beschwernis. 50 Delegierte aus Ländern der Dritten Welt, vor allem aus Indien, hatten von der kanadischen Regierung keine Einreiserlaubnis erhalten. Doch sei, so Maier, nicht erkennbar, dass die kanadische Regierung besonders “feindselig gehandelt” habe.

Gefragt nach den deutschen Interessen bei der Vollversammlung nannte Maier die Forderung, dass die Theologie in der Weiterarbeit des LWB eine erstrangige Rolle behalten müsse. Auch sollten die deutschen Kirchen allein aufgrund ihrer Größe und weil Deutschland das Ursprungsland des Luthertums sei, angemessen in den Gremien vertreten sein. Dabei dürfe man jedoch keine überzogenen Ansprüche haben. Zudem sollte man jedem Illusionismus widerstehen, so Maier. Die Hoffnung auf eine neue Schöpfung dürfe nicht zu schnell mit der gegenwärtigen und zukünftigen Welt vermischt werden. Maier wünschte sich ausdrücklich, dass die Impulse dieser Vollversammlung in die theologische Ausbildung einfließen sollten: “Wir müssen die Stimmen aus Afrika und Asien  und der weltweiten Christenheit aufnehmen und dürfen uns nicht ins mitteleuropäische Ghetto zurückziehen, so der Bischof.

Stuttgart, 28. Juli 2003

Klaus Rieth
Pressesprecher