Bremer Pfarrer rief Spendenaktion für Kinder in der Welt ins Leben

100-jähriges Jubiläum der „Kinder- und Jugendgabe“

Gustav-Adolf-Werk e.V.

16. September 2004

In Bremen wurde vor 100 Jahren bundesweite evangelische Spendenaktion für Kinder begründet – Zum Jubiläum: Kinderfest mit Hans Koschnick und dem Liedermacher Gerhard Schöne in der Bremer Friedenskirche

Zu einem Kinderfest mit Hans Koschnick und dem Liedermacher Gerhard Schöne laden die Regionalgruppe Bremen des Gustav-Adolf-Werk e.V., Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (GAW) und die Evangelische Friedensgemeinde Bremen am 25. September 2004 in die Bremer Friedenskirche ein.

Anlass ist das 100-jährige Jubiläum der „Kinder- und Jugendgabe“ des Gustav-Adolf-Werks. Diese jährlich stattfindende evangelische Spendenaktion für Kinder wurde im Jahre 1904 vom Bremer Pfarrer Paul Zauleck ins Leben gerufen. Jedes Jahr sammeln Kinder und Jugendliche im Rahmen dieser Aktion seitdem bundesweit Spenden, um Altersgenossen vor allem in Osteuropa und Südamerika zu helfen. Eine Musikschule in einer brasilianischen Favela, christliche Freizeiten für Kinder in der Ukraine, die Berufsausbildung von Mädchen in Bolivien, Häuser für Straßenkinder in Argentinien und Rumänien – diese und noch viele andere Projekte sind mit der „Kinder- und Jugendgabe“ des GAW bereits unterstützt worden.

Das Kinderfest, dass unter dem Motto „Du machst mich fröhlich, Gott“ steht, beginnt um 15 Uhr mit einem Kindergottesdienst in der Bremer Friedenskirche. Ab 16:15 Uhr singt Gerhard Schöne Lieder für Kinder. Zu Gast sein wird auch Pfarrer Tomas Bisek aus Tschechien, dessen Kirchgemeinde den Erlös aus der Jubiläumsspendenaktion 2004 erhält. Bisek lebte bis 1989 im schottischen Exil, nachdem er im Jahre 1977 die von Vaclav Havel ins Leben gerufene Menschenrechtscharta unterstützt hatte. Heute betreut der Pfarrer eine evangelische Kirchgemeinde im sozialen Spannungsfeld einer der größten Plattenbausiedlungen der tschechischen Hauptstadt.

Im Anschluss an das Kinderfest treffen sich von Sonntag bis Mittwoch in Bremerhaven rund 100 VertreterInnen des Gustav-Adolf-Werks (GAW) aus dem gesamten Bundesgebiet zur ihrer Jahresversammlung 2004. Das GAW unterstützt als Diasporawerk der EKD über 40 evangelische Minderheitskirchen in Südamerika, Mittelasien und Europa. Schwerpunkte seiner Arbeit sind unter anderem die Förderung des humanitären Engagements dieser Kirchen und der Gemeindeaufbau.

Leipzig, 16. September 2004

Doreen Just
Pressestelle


In Bremen wurde vor 100 Jahren die bundesweite evangelische Spendenaktion für Kinder begründet

Jedes Jahr sammeln Kinder und Jugendliche im gesamten Bundesgebiet Spenden für das Gustav-Adolf-Werk e.V. (GAW) – Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland, um Altersgenossen vor allem in Osteuropa und Südamerika zu helfen. Eine Musikschule in einer brasilianischen Favela, christliche Freizeiten für Kinder in der Ukraine, die Berufsausbildung von Mädchen in Bolivien, Häuser für Straßenkinder in Argentinien und Rumänien – diese und noch viele andere Projekte wurden mit der „Kinder- und Jugendgabe“ des GAW bereits unterstützt. Dabei ist die „Kinder- und Jugendgabe“ keine Erfindung unserer Tage.

In einer Predigt „an deutsche evangelische Kinder“ rief der Bremer Pastor Paul Zauleck im Jahre 1904 zu Spenden für den Bau einer evangelischen Kirche im böhmischen St. Joachimstal auf. Rund 250 Jahre lang hatte es in der Stadt keinen evangelischen Gottesdienst mehr gegeben. Viele der Evangelischen waren vor der Gegenreformation der österreichischen Kaiser ins benachbarte Sachsen geflohen. Nachdem Kaiser Franz Joseph II. sein Toleranzpatent erlassen hatte, schöpften die in Joachimstal verbliebenen und die zum Teil in die Stadt zurückgekehrten evangelischen Christen wieder Mut. In Sachsen baten sie um einen eigenen Prediger. 1902 wurde ein Vikar aus der sächsischen Kleinstadt Rochlitz nach Joachimstal gesandt. Mit der Bitte um Geld für den Bau einer eigenen Kirche wandte sich die Gemeinde schließlich an das Gustav-Adolf-Werk, das bereits damals evangelische Minderheiten in der Welt unterstützte.

So beginnt die Geschichte der Kinder- und Jugendgabe im GAW. Fast 10 000 Mark wurden damals von Kindern und Jugendlichen für die Joachminstaler Evangelischen gesammelt. Die damals errichtete Kirche ist noch heute das Zuhause der evangelischen Kirchgemeinde im nunmehr tschechischen Jachymov.

In den ersten Jahren der Kinder- und Jugendgabe wurden vornehmlich evangelische Kirchbauten unterstützt: in Lothringen, in Schlesien, in der Bukowina, in Litauen, in Lettland. Während des Ersten Weltkrieges und der Weltwirtschaftskrise rückte dann immer mehr das Schicksal verlassener und verarmter Kinder ins Blickfeld. Man ging dazu über Kinder und Jugendliche in Deutschland um Spenden für kirchliche Kinderheime und Schulen zu bitten.

Rund eine Million DM bzw. 520 000 € wurden in den vergangenen 10 Jahren im Rahmen der Kinder- und Jugendgabe des Gustav-Adolf-Werks gesammelt – von Konfirmanden und Kindern im Kindergottesdienst: mit Schuhputzaktionen, mit von Eltern und Großeltern honorierten Fahrradtouren, mit gespendeten Preisgeldern aus Malwettbewerben oder ganz einfach durch das Teilen der Geldgeschenke zur Konfirmation. Pfarrer Hans Schmidt, stellvertretender Generalsekretär des GAW: „Wir wollen Kindern und Jugendlichen das Miteinander-Teilen zu einer wichtigen und wertvollen Erfahrung in ihrem Leben werden lassen. Junge Leute in Deutschland, die sich mit der Situation ihrer Altersgenossen im Ausland auseinandersetzen, werden auch zu Hause freundlich auf Fremde zugehen.“

Im Jahre 2004 schlägt das GAW mit seiner Jubiläumsspendenaktion den Bogen wieder zurück nach Tschechien: In der Prager Südstadt, einer der größten Plattenbausiedlungen Tschechiens, wird das Engagement der Kirchgemeinde Prag-Chodov für Kinder und Asylanten unterstützt. Rund 100 000 Menschen leben in der Prager Südstadt auf engstem Raum zusammen. Das Leben ist geprägt von Anonymität, sozialen Problemen und Spannungen. Leidtragende sind vor allem die Kinder, die sich in Drogen, Alkohol und Gewalt flüchten sowie ältere Menschen, die in den anonymen Wohnblocks unter Einsamkeit leiden. Die örtliche Kirchgemeinde will ein Zeichen setzen. Bisher untergebracht in Gemeinderäumen im Nachbarstadtteil errichtet sie nun direkt vor Ort ihr eigenes Gemeindehaus. Dort werden Kindern und Jugendlichen Angebote für eine sinnvolle, kreative Freizeitgestaltung gemacht. Auch ältere Menschen können sich hier treffen und ihre Einsamkeit überwinden.

In direkter Nachbarschaft zum Gemeindehaus befindet sich das Asylheim der Prager Südstadt, ein besonders sensibler sozialer Brennpunkt. Die Gemeinde hilft bei der Betreuung der Bewohner des Asylheimes. Milena Svobodova, die Leiterin des Heimes, ist beeindruckt von der ganz „anderen Art“ des Helfens: „Was die Gemeinde anbieten kann, sind persönliche Beziehungen, die die professionelle Hilfe, die die Menschen im Asylheim erhalten optimal ergänzen.“ Immer mittwochs treffen sich die Kinder des Asylheimes beispielsweise zur Bibelstunde, die von der Gemeinde angeboten wird. Birgit Kemme, Praktikantin in der Gemeinde Prag-Chodov: „Wenn Christen die freie Begegnung mit Menschen außerhalb der Kirche wagen und dabei erzählen, was sie berührt und ihnen Hoffnung macht, kann Neues entstehen – und dies auch in der Südstadt von Prag.“

Das Gustav-Adolf-Werk in Bremen bittet in diesem Jahr besonders um Spenden für das Jubiläumsprojekt der Kinder- und Jugendgabe in Tschechien. Weitere Informationen erhalten Sie bei: GAW Bremen, Pastor Frank Mühring, Bürgermeister-Smidt-Straße 45A, 27568 Bremerhaven, Tel: 04 71/4 28 20, e-mail: Frank.Muehring@t-online.de. Spendenkonto des GAW in Bremen: Sparkasse Bremen, Konto: 10 66 65 3, BLZ 290 501 01.