Rennen, lachen, schreien - die Waldheimsaison hat begonnen

Mehr als 20.000 Kinder in Württemberg in evangelischer Stadtranderholung

Evangelische Landeskirche in Württemberg

Janette, Michelle und Alina malen gerade. Nebenan werden Perlen auf Fäden gezogen, die später zu Armbändern werden. Weiter hinten, auf dem Fußballplatz beschwert Bernd sich beim Schiri über seine Gegnerin: “Die tritt mich dauernd, das gibt Freistoß!“, ruft er. Derweil treten beim Tischtennis die Final-Kandidaten zum Endspiel an, und ein Betreuer verlangt bei Leiterin Silke Wolfahrt einen Erste-Hilfe-Pack, er geht mit seiner Gruppe in den Wald zum Geländespiel. Über dem Gemeindehaus Sonnenwinkel am Dachswald schwebt ein Gewirr aus über 200 Kinderstimmen, es wuselt, rennt, lacht, schreit: Die Waldheim-Saison hat begonnen.

Während des ein- bis vierwöchigen Aufenthalts in den evangelischen Waldheimen bieten die ehrenamtlichen Betreuer je nach Wetter und Wünschen der Kinder einen Programm-Mix aus Sport, Spiel, Basteln und Ausflügen an. Mehr als 20.000 Mädchen und Jungen von vier bis 14 Jahren erholen sich in diesem Jahr in insgesamt 55 evangelischen Waldheimen in Württemberg, 18 davon befinden sich in Stuttgart.

Welcher Beliebtheit sich Waldheime bei Kindern wie Eltern erfreuen, sieht man am Run auf die Plätze. Einige Eltern übernachten vor den Anmeldebüros, um ihren Kindern Waldheimferien zu ermöglichen. Mancherorts werde gelost, berichtet Uli Seeger, geschäftsführender Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Ferien- und Waldheime in Württemberg. Häufig entschieden die Träger der Heime, das sind Kirchenbezirke, -gemeinden, der CVJM und Stadtjugendwerke, aber nach sozialen Gesichtspunkten. Wer in einem Waldheim keinen Platz mehr bekommen hat, wird in ein nahe gelegenes anderes Heim vermittelt.

Die Kinder können sich morgens von einem Sammelbus abholen und abends wieder heimfahren lassen. In Stuttgarter Waldheimen kostet der Aufenthalt überall 56 Euro pro Kind und Woche. Abhängig von den Einrichtungen bewegen sich die Preise ansonsten bis maximal 80 Euro, vier Mahlzeiten jeweils inklusive. In fast allen Waldheimen wird übrigens eigens gekocht.

Das erste Waldheim in Württemberg wurde 1921 im Feuerbachtal eröffnet. Damals sei es noch darum gegangen, Kinder wenigstens für einige Wochen städtischer Armut und Verwahrlosung zu entreißen, so Seeger. Der Erfolg wurde täglich beim Gang auf die Waage kontrolliert. Heute gehe es eher darum, den Kindern Bewegung zu verschaffen und sie gesund zu ernähren. Gleichzeitig versuche man, auf die Vorlieben der Kinder einzugehen, Spaghetti und Eis gehören also mit auf den Speiseplan, daneben Gemüse, Obst und Vollkornkost.

In den letzten Jahren ist laut Uli Seeger die Nachfrage nach Waldheimferien wieder deutlich gestiegen. Über die Hälfte der Kinder ist mindestens schon zum zweiten Mal dabei. Neue Heime sind 2001 in Freudenstadt und Lorch, in diesem Jahr in Calw entstanden.

Einige freie Plätze gibt es in Stuttgart noch für die ersten drei Ferienwochen im Waldheim Altenberg und für die zweite Ferienhälfte im Waldheim Frauenkopf und im Waldheim Sonnenwinkel am Dachswald.

Stuttgart, 25. Juli 2003

Ulrich Bubeck / Astrid Günther
Pressestelle

Informationen im Internet zur Waldheimsaison: www.waldheim.de/info/