Trauer braucht einen festen Ort

Evangelische Landeskirche sieht Friedwald-Konzept skeptisch

Evangelische Landeskirche in Baden

Für eine vielfältige Bestattungskultur sprach sich die Evangelische Landeskirche in Baden aus. Gleichzeitig soll aber der Friedhof als gemeinsamer öffentlicher Ort einer vielfältigen Bestattungspraxis erhalten bleiben, heißt es in einer Stellungnahme des Evangelischen Oberkirchenrates anlässlich der jüngsten Überlegungen, in Baden-Württemberg das Bestattungsrecht zu novellieren und auch so genannte „Friedwälder“ einzurichten.

Der Weg zur letzten Ruhe wird immer individueller gestaltet. Schon längst zählt die „klassische“ Beerdigung nicht mehr zu den am meisten gewünschten Formen der Bestattung. Diesen Wünschen müsse man Rechnung tragen und sie in die christlichen Bestattungsliturgien nach Möglichkeit zu integrieren versuchen. Das zumindest meint die Evangelische Landeskirche in Baden und hat entsprechend reagiert: Sie erarbeitete eine neue Bestattungsagende (beinhaltet Abläufe, Formen und Gebete für Bestattungen), die verschiedene Formen der Bestattung ausweist und viel Spielraum für individuelle Formen lässt. Im letzten Monat wurde sie den Pfarrerinnen und Pfarrern zugeschickt. Auf Wünsche einzugehen entspreche auch den Intentionen der Hospizbewegung und dem Einsatz der Kirchen dafür, dass Trauernde in persönlicher Weise von ihren Toten Abschied nehmen können sollen.

Doch müssten diese Formen an bestimmten Orten möglich sein, so die Karlsruher Kirchenleitung in einer Stellungnahme zur „Bestattungskultur im Wandel“, die der Oberkirchenrat jetzt verabschiedete. „Der Friedhof soll ein gemeinsamer öffentlicher Ort einer vielfältigen Bestattungspraxis sein“, erläuterte Oberkirchenrat Michael Nüchtern, theologischer Referent der Landeskirche die Stellungnahme. Für die Hinterbliebenen sei es hilfreich, einen öffentlich zugänglichen Ort der Trauer und des Gedenkens zu haben, so Nüchtern weiter. Es sei daher sinnvoll, Gedanken wie „Friedwald“ und andere Formen der Bestattung in den Friedhof zu integrieren. Ein gelungenes Beispiel dafür sei etwa der Karlsruher Hauptfriedhof. „Mein letzter Garten“ heißt die ähnlich einem Friedwald angelegte Anlage, in der die Urnen in Baumnähe beigesetzt werden können.

Die Problematik bei dem Konzept der „Friedwald“-Bestattung bestehe weniger in der Form der Bestattung als in der „Beförderung einer Namenlosigkeit der Bestattung“, heißt es in der Stellungnahme weiter. „In der christlichen Bestattungsliturgie ist die Nennung des Namens der Verstorbenen wichtiger als die Form der Bestattung.“ Grabstein und Namen der Verstorbenen hielten die Erinnerung an einen Menschen über seinen Tod hinaus eine gewisse Zeit öffentlich präsent. Auch für Bekannte und Freunde der Toten sei es wichtig, einen Ort der Trauer zu haben, der öffentlich zugänglich ist.

Angesichts der jüngsten Überlegungen des Landes Baden-Württemberg, das Bestattungsgesetz ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen zu lockern, erinnert die Landeskirche daran, die Folgen möglicher Änderungen genau zu bedenken. Der wichtigste Beitrag der Kirchen für den Erhalt einer die Totenwürde angemessen achtende Bestattungs- und Friedhofskultur sei vor allem eine geistlich glaubwürdige und seelsorgerlich zugewandte christliche Bestattung.

Die Stellungnahme kann unter info@ekiba.de abgerufen werden. Weitere Informationen zur Bestattungsagende erhalten Sie auf dem Server der badischen Landeskirche: www.ekiba.de/ . Nähere Infos im Internet zum Friedwald-Konzept: www.friedwald.de/

Karlsruhe, 24. Juli 2003

Marc Witzenbacher
Pressesprecher