Trauer um Chana Safrai

Seit 1992 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT)

12. Februar 2008

Im Alter von erst 61 Jahren ist in der Nacht von Sonntag auf Montag (11. Februar) die jüdische Wissenschaftlerin Prof. Dr. Chana Safrai gestorben. Sie erlag in einem Krankenhaus bei Herzliya in Israel einer mehrmonatigen schweren Krankheit und wurde am Montag in Jerusalem beigesetzt.
 
Chana Safrai war seit 1992 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag und gehörte deren Vorstand seit 2006 an. "Die Arbeitsgemeinschaft verliert", so schreibt der Vorstand, "mit Chana Safrai eine rabbinische Gelehrte, eine unersetzliche Expertin für Talmud und Neues Testament, eine unermüdlich Engagierte für das christlich-jüdische Gespräch, eine Lehrerin der Streitkultur und eine treue Freundin. Im Mittelpunkt ihres Lebens und ihrer wissenschaftlichen Arbeit standen die Schrift und das streitbare Ringen um sie."
 
Chana Safrai wurde 1946 in Jerusalem als Tochter eines bedeutenden Professors für Jüdische Geschichte, Bibel und Talmud an der Hebräischen Universität Jerusalem geboren. Ihre Mutter war der nationalsozialistischen Verfolgung in Deutschland entkommen. Die Familiengeschichte prägte ihr Engagement für das christlich-jüdische Gespräch wie für die Wahrnehmung Israels in Deutschland.
 
Chana Safrai war Dozentin für jüdische Religionsphilosophie und Talmud und Neues Testament. Sie studierte jüdische und griechische Geschichte, Talmud und antike Religionsgeschichte in Israel, an der Harvard-Universität in den USA und in den Niederlanden. In Amsterdam promovierte sie mit einer Arbeit über "Woman and Temple. The Status and Role of Woman in the Second Temple of Jerusalem". Die engagierte orthodox-jüdische Feministin begründete 1981 in Jerusalem das "Judith Liebermann Institute for Woman".

An der Hebräischen Universität Jerusalem hatte sie bis zum Jahr 2006 einen Lehrauftrag für jüdische Geistesgeschichte inne. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Shalom-Hartmann-Institut in Jerusalem und lehrte als Gastprofessorin für Talmud und Jüdische Geistesgeschichte in Frankfurt am Main, Wuppertal und Utrecht/Niederlande.
 
An Deutschen Evangelischen Kirchentagen wirkte Chana Safrai regelmäßig als Bibelarbeiterin, Referentin und Gesprächspartnerin mit.

Fulda, 12. Februar 2008

Rüdiger Runge
Pressesprecher