LWB-Generalsekretär begrüßt UN-Resolution und ruft zu nachhaltigem Frieden im Nahen Osten

Humanitäre Hilfe muss umfassenden Zugang zu betroffenen Gebieten im südlichen Libanon erhalten

Lutherischer Weltbund (LWB)

15. August 2006

Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat die einstimmige Annahme der Resolution des UN-Sicherheitsrates begrüßt, die ein Ende der Kampfhandlungen im Libanon und im Norden Israels fordert. Die internationale Staatengemeinschaft rief Noko dazu auf, eine tragfähige Grundlage für einen nachhaltigen Frieden in der gesamten Region zu schaffen. Ohne die Schaffung einer gerechten Grundlage für das Miteinander von PalästinenserInnen und Israelis sei kein nachhaltiger Frieden im Nahen Osten möglich, so der LWB-Generalsekretär in einer Erklärung am Dienstag, 15. August.

Der explizite Aufruf der Resolution des Weltsicherheitsrates vom 11. August zur sofortigen Einstellung sowohl der Angriffe der Hisbollah als auch der israelischen Militäroffensive stelle eine “willkommene Entwicklung“ dar, betonte Noko. Dies gelte ebenso für das Abkommen zum Rückzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon bei gleichzeitiger Entsendung libanesischer Truppen und einer verstärkten Präsenz von UN-Friedenstruppen. Als immens wichtig bezeichnete der LWB-Generalsekretär, “dass humanitäre Hilfe umfassenden und effektiven Zugang zu allen betroffenen Gebieten im südlichen Libanon erhält, damit die grundlegenden Bedürfnisse derer, die dort immer noch leben, befriedigt werden können.“

Angesichts der Zerstörung von Lebensgrundlagen sowie der Erfahrung von Verlust, Schmerz und Wut müsse es der internationalen Staatengemeinschaft “um mehr als die bloße Abwesenheit von Krieg gehen“. Nötig sei, betonte Noko, eine Lösung für die bedeutenden Missstände und Ungerechtigkeiten zu finden, “die für viele Jahre solch fruchtbarer Boden für Hass und Gewalt in der Region und in der Welt waren“.

Er bete dafür, so Noko, dass die Heiligkeit menschlichen Lebens und die menschliche Würde, die von Judentum, Christentum und Islam gleichermaßen anerkannt würden, “eine Grundlage für Fortschritt hin zu Gerechtigkeit und Frieden im Heiligen Land bieten“.

Genf, 15. August 2006

Dirk-Michael Grötzsch
Lutherische Welt-Information


Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Erklärung von LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Ishmael Noko:

"Ich begrüße die einstimmige Annahme einer Resolution seitens der Mitglieder des UN-Sicherheitsrates, um den Kampfhandlungen im Libanon und im Norden Israels ein Ende zu setzen, die im Laufe des letzten Monats so viel Leid und Zerstörung gebracht haben. Gleichzeitig ist es eine Tragödie, dass es so lange gedauert hat, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Die Toten und die Zerstörung von Lebensgrundlagen, die in dieser Zeit geschehen sind, können durch diese überfällige Resolution nicht rückgängig gemacht werden. Genauso wenig kann diese Resolution den großen Schaden wieder gutmachen, der dem Frieden und der Gerechtigkeit im Nahen Osten zugefügt wurde, oder das Vertrauen der vielen Opfer dieser Gewalt in den guten Willen und die Integrität der internationalen Staatengemeinschaft wiederherstellen.

Trotzdem stellt der explizite Aufruf der Resolution des Sicherheitsrates zur sofortigen Einstellung sowohl der Angriffe der Hisbollah als auch der israelischen Militäroffensive eine willkommene Entwicklung dar, ebenso wie das Abkommen zum Rückzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon bei gleichzeitiger Entsendung libanesischer Truppen und einer verstärkten Präsenz von UN-Friedenstruppen. Es ist immens wichtig, dass humanitäre Hilfe umfassenden und effektiven Zugang zu allen betroffenen Gebieten im südlichen Libanon erhält, damit die grundlegenden Bedürfnisse derer, die dort immer noch leben, befriedigt werden können. Sie muss ebenfalls eine Grundlage für den schnellen Wiederaufbau der libanesischen zivilen Infrastruktur bieten, die in den jüngsten Kämpfen gezielt angegriffen wurde.

Über diese Resolution hinaus muss sich die internationale Staatengemeinschaft endlich damit befassen, eine tragfähige Grundlage für einen nachhaltigen Frieden in der gesamten Region zu schaffen. Es muss ihnen um mehr als die bloße Abwesenheit von Krieg gehen, und es muss eine Lösung für die bedeutenden Missstände und Ungerechtigkeiten gefunden werden, die für viele Jahre solch fruchtbarer Boden für Hass und Gewalt in der Region und in der Welt waren. Insbesondere ist die Schaffung einer gerechten Grundlage für das Miteinander von PalästinenserInnen und Israelis vonnöten, ohne das kein nachhaltiger Frieden möglich ist.

Leider hat jede abgeworfene Bombe und jede abgefeuerte Rakete während dieses Konflikts neün Hass gesät, so dass die Schaffung eines Friedens im Nahen Osten zu einer noch größeren Herausforderung geworden ist. Unabhängig von Statistiken ist die Erfahrung von Verlust, Schmerz und Wut für alle Opfer der Gewalt ähnlich, für Israelis und AraberInnen gleichermaßen, und jede dieser Erfahrungen muss das Herz verhärten. Aber trotz der offensichtlichen Schwierigkeiten bleiben Diplomatie und Dialog die einzig möglichen Mittel für einen Fortschritt in Richtung Frieden. Gewalt und Rache haben bisher immer nur eine friedliche Zukunft für alle Menschen der Region in weite Ferne rücken lassen.

Mehr als je zuvor muss die internationale Staatengemeinschaft jetzt in Hoffnung investieren, anstatt in Waffen für die Konfliktparteien. Alle Menschen guten Willens müssen denen ihre Unterstützung anbieten, die sich weiterhin für Gerechtigkeit und gegenseitiges Verständnis über die trennenden Linien hinweg einsetzen. Diese Stimmen der Vernunft sind ein wertvoller Schatz der Menschheit und die beste Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten.

Ich bete dafür, dass Weisheit und Gewissen den Sieg davontragen. Mögen die Heiligkeit menschlichen Lebens und die menschliche Würde, die von Judentum, Christentum und Islam gleichermaßen anerkannt werden, eine Grundlage für Fortschritt hin zu Gerechtigkeit und Frieden im Heiligen Land bieten."

Genf, 15. August 2006