Menschen leben nicht von “Wurst und Brot“ allein

4. Speyerer Herbstforum aus Anlass des Pfälzischen Kirchentages

Evangelische Kirche der Pfalz

04. September 2004

Eine chancenreiche Zukunft prophezeite Fulbert Steffensky, Professor für Religionspädagogik, einer finanziell ärmeren protestantischen Kirche. Sie werde freier, ökumenischer, weniger staatsverbunden, weiblicher und weniger eurozentrisch sein. Ihren Bestand sieht der Hamburger Religionspädagoge nicht gefährdet, denn die Menschen gerade in den Großstädten spürten, „dass sie nicht von Wurst und Brot alleine leben können.“
Wie viele andere Veranstaltungen im Rahmen des „Pfälzischen Kirchentages“ war auch das 4. Speyerer Herbstforum in Zusammenarbeit von SWR 2, Evangelischer Akademie der Pfalz und der Katholischen Akademie Speyer bis auf den letzen Platz besetzt. „Zwischen Anpassung und Protest – Wo steht die Evangelische Kirche heute“? lautete das Thema der Diskussion im Historischen Ratssaal der Stadt Speyer mit Holger Gohla als Moderator.

Hermann Barth, Vizepräsident und Leiter der Hauptabteilung „Theologie und Öffentliche Verantwortung“ im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, hob hervor: „Wir dürfen keine Angst haben vor der Mehrstimmigkeit im Protestantismus. Sie ist bereichernd und befreiend.“ In vielen Fragen hätten Christen aus guten Gründen unterschiedliche Meinungen, so etwa bei der Diskussion um die Hartz IV Regelungen. Hier widersprach die Politikredakteurin der Frankfurter Rundschau Kathrina Sperber und forderte gerade bei diesem Thema, die Kirche solle „deutlich sagen: Wir sind auf der Seite der Armen.“ Katharina Sperber kritisierte darüber hinaus das „Marketing“ der Evangelischen Kirche, die mangelnde „Fröhlichkeit“ der Christen und die fehlende Einstimmigkeit in kirchenleitenden Gremien: „Wenn man als Journalist eine Synode besucht, ist man ganz verzweifelt, was man den Lesern mitteilen soll.“

Als eine „Schmerzpunkt“ bezeichnete Barth die Tatsache, dass es kein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten gäbe. Aber er fügte hinzu:“Wir werden in Zukunft nicht mehr gefragt: Warum bist du Protestant? Sondern: Warum bist du Christ? Im Kern dessen, was wir glauben, müssen wir das Gemeinsame deutlich machen. So gesehen sitzen wir mit den Katholiken in einem Boot.“

Zum typisch protestantischen Profil der Kirche, gehörten für Barth die zentrale Stellung von Bibel und Gesangbuch:„Wenn Leute heute der evangelischen Kirche begegnen, dann doch bei Taufen, Trauung und Beerdigungen. Da muss sich zeigen, welche Schätze wir haben. Nur daran können sich die Menschen in guten und in bösen Tagen festhalten.“ Darüber hinaus habe alles, was mit dem Thema „Gnade“ zusammenhinge einen besonderen Ort im Protestantismus. Gnade aber hieße: „Es kann nichts mehr wesentlich werden außer dieser Güte, mit der wir angesehen werden.“

Speyer, 04. September 2004

Marita Rödszus-Hecker
Pressesprecherin