Positive ökumenische Signale wären glaubwürdiger

Catholica-Beauftragter der VELKD zur Suspendierung von Gotthold Hasenhüttl

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

18. Juli 2003

Der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München) kritisiert die Suspendierung des römisch-katholischen Theologieprofessors Gotthold Hasenhüttl als "unverhältnismäßig und überzogen"

Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), hält die Suspendierung des römisch-katholischen Theologieprofessors Dr. Gotthold Hasenhüttel durch den Trierer Bischof Reinhard Marx für "unverhältnismäßig und überzogen". Statt dessen fände er positive ökumenische Signale der römisch-katholischen Kirche hilfreicher und glaubwürdiger. Hasenhüttl hatte in einer Messfeier am Rande des Ökumenischen Kirchentags in Berlin auch evangelische Christen zum Kommunionempfang eingeladen.

Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wörtlich: "Mit Besorgnis sehe ich die Suspendierung des Saarbrücker Theologieprofessors Gotthold Hasenhüttl durch seinen Bischof. Das Suspensionsschreiben erklärt die strukturelle Einheit der römisch-katholischen Kirche zum wesentlichen Ziel. Eine Ordnungsfrage wie die Gemeinschaft der Priester mit dem Papst erhält in diesem Text höheren Rang als das ökumenische Ziel der universalen Einheit der Christenheit, das nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch Priorität für das Selbstverständnis des Papstamtes hat. Insofern ist die Suspendierung Hasenhüttls unverhältnismäßig und überzogen. Unbestreitbar haben römisch-katholische Bischöfe das Lehramt wahrzunehmen und für die Aufrechterhaltung der Ordnung Sorge zu tragen. Seit dem Ökumenischen Kirchentag beschäftigt sich aber die römisch-katholische Kirche ausschließlich mit sich selbst. Statt der Suspendierung von Priestern, die Grenzen überschritten haben, wäre es weitaus hilfreicher und glaubwürdiger, gangbare ökumenische Wege als Alternative aufzuzeigen und positive ökumenische Signale zu setzen. Auf die Dauer reicht es nicht, den Menschen immer nur zu sagen, was nicht geht und was sie nicht dürfen. Wer, wie es auch die römisch-katholische Kirche tut, die Gewissensentscheidung des Christen achtet, kann auch von einem Priester nicht blinden Gehorsam und bedingungslose Reue fordern, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, es ginge in Wahrheit nicht um die Lehre, sondern um eine Machtfrage. In diesem Fall muss die römische Kirche aber wissen, dass sie mit Suspendierungen ihre Macht nicht stabilisiert, sondern um so mehr gefährdet, weil dieses Vorgehen weder ungeteilte Zustimmung der Priester noch der vielen engagierten katholischen Laien findet. Mein Rat und meine Bitte an die römisch-katholischen Brüder im bischöflichen Amt lautet daher: Setzen Sie positive ökumenische Signale, durch die die Menschen wieder ermutigt werden, statt dass sie resignieren oder Grenzen überschreiten."

Hannover, 18. Juli 2003

Udo Hahn
Pressesprecher