Diakonie: Armut ist ein strukturelles Problem

Diakonisches Werk der EKD (DW)

12. Dezember 2011

Die Diakonie kritisiert das Konzept der Bundesregierung für den nächsten Armuts- und Reichtumsbericht. "Der Bericht konzentriert sich zu stark darauf, wie viel Kraft und Motivation Einzelne aufwenden, um Armut zu überwinden. Armut ist aber ein strukturelles Problem.", sagt Maria Loheide, sozialpolitscher Vorstand des Diakonie Bundesverbandes anlässlich der heutigen Anhörung im Ausschuss Arbeit und Soziales.

Der Fokus auf den Einzelnen dürfe zudem nicht dazu führen, dass in der Gesellschaft und durch den Staat weniger unternommen werde, um Benachteiligungen und Hürden beim Zugang zu Bildung und Erwerbsarbeit abzubauen. Nach wie vor seien das die wichtigsten Faktoren für eine gelingende Integration in die Gesellschaft. "Es ist nicht jeder  seines Glückes Schmied. Das greift zu kurz. Menschen starten mit ungleichen Voraussetzungen ins Leben. Der Staat muss für Chancengerechtigkeit sorgen", betont Loheide.
 
Fehlende Chancen und gesellschaftliche Ausgrenzung sind objektiv erfassbare Phänomene, die nicht durch subjektive Wahrnehmungen der Betroffenen ersetzt werden dürfen, deren Erhebung im Bericht vorgesehen ist. Die Erhebung von Lebenslagen liefere die Basis für wichtige Aussagen zu Armut und sozialer Ausgrenzung sowie zum sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Gerade habe der Sozialbericht des Statischen Bundesamtes bestätigt, dass es immer weniger Menschen in Deutschland gelinge, sich aus einkommensarmen Situationen zu befreien. Zu ähnlich kritischen Ergebnissen kommt auch der jüngste Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Einkommensverteilung. Danach habe sich die Kluft zwischen Armen und Reichen in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren deutlich vergrößert.

Berlin, 12. Dezember 2011  

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