Alle können zur Konsumwende beitragen

"Brot für die Welt" begrüßt ARD-Themenwoche "Essen ist Leben"

Brot für die Welt

20. Oktober 2010

Schlaraffenland war gestern. In den Regalen der Supermärkte ist der Traum vom Überfluss wahrgeworden. Seit im Gefolge der Entdeckung Amerikas nicht nur Gold und Silber, sondern auch neue landwirtschaftliche Produkte nach Europa gelangten, ist unsere Ernährung international geworden. Heute wetteifern Unternehmen um Land und Wasser für Nahrung, Futter- und Energiepflanzen. Auch für den deutschen Konsumenten werden in Entwicklungsländern großflächig Pflanzen angebaut - zu Lasten der Ernährungssicherheit der Bevölkerung. "Wir müssen unseren Konsum ändern, weniger Fleisch essen, weniger Kraftstoff verbrauchen", verlangt Carolin Callenius von "Brot für die Welt" mit Blick auf die ARD-Themenwoche "Essen ist Leben."

Die Globalisierung befindet sich auf unseren Tellern. Fast das ganze Jahr über finden wir das gleiche Angebot vor. Die Lebensmittel machen uns unabhängig von Jahreszeiten, Klima, Ernten. "Gesünder sind wird dadurch allerdings nicht geworden", sagt Callenius, Koordinatorin der Kampagne für Ernährungssicherheit von "Brot für die Welt". "37 Millionen Erwachsene und zwei Millionen Kinder und Jugendliche sind der Bundesregierung zufolge übergewichtig. Jeder vierte Erwachsene leidet an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck. Ernährungsbedingte Krankheiten verursachen 30 Prozent aller Gesundheitskosten."

Für Callenius bilden Überfluss und Mangel zwei Seiten einer Medaille. Als Konsumenten mit hoher Kaufkraft könnten die meisten Bundesbürger aus einer kaum überschaubaren Vielfalt an Lebensmitteln wählen. "Doch viele der Landarbeiter und Bauern, die unsere Tische mit Lebensmittel zu decken helfen, haben nicht das Geld, um die notwendige Nahrung für sich und ihre Familien zu kaufen". Sie hungern, obwohl weltweit genügend Nahrung produziert wird. In Deutschland werfen laut ARD die Haushalte 15 Prozent der Lebensmittel in den Müll.

"Die Verbraucher müssten den Wert von Essen wieder zu schätzen lernen, und bewusster und verantwortlicher mit Lebensmitteln umgehen", findet Callenius. "Mit der Rückbesinnung auf eine jahreszeitliche Küche mit Produkten aus der Region, mehr ökologisch angebauten Lebensmitteln und weniger Fleisch können sie einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden Ernährung und einer nachhaltigen Landwirtschaft bei uns und in den Entwicklungsländern leisten." Produkte aus Fairem Handel tragen ebenfalls dazu bei, dass Produzenten in Entwicklungsländern von ihrer Arbeit leben können.

Mehr Informationen:
Carolin Callenius ("Niemand isst für sich allein"), Tel 0711/2159-741, E-Mail: c.callenius@brot-fuer-die-welt.de Dr. Bernhard Walter (Ernährungsexperte): Tel 0711/2159-268, E-Mail b.walter@brot-fuer-die-welt.de Michael Windfuhr (Menschenrechtsexperte): Tel 0711/2159-743, E-Mail m.windfuhr@diakonie-human-rights.org


Pressemitteilung des Evangelischen Entwicklungsdienstes (eed)

TV-Premiere "Hunger": 90 Minuten Ruf nach Gerechtigkeit

 (Bonn, 21.10.2010) Eine verstörende Zahl: 2009 sind rund zehn Millionen Menschen den Hungertod gestorben. Um die unfassbare Zahl begreiflich zu machen, haben der renommierte Filmemacher Marcus Vetter und die SZ-Journalistin Karin Steinberger den Dokumentarfilm "Hunger" gedreht. TV-Premiere des Films ist am 25. Oktober um 22.45 Uhr in der ARD. Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) in Bonn unterstützt die Bildungs-DVD zum Film.

Fünf Länder, fünf Startpunkte für die Suche nach einer Antwort auf die Frage: Warum werden nicht alle Menschen satt, wenn jedes Jahr zehn Prozent mehr Lebensmittel produziert werden, als weltweit benötigt? Dieser Frage gehen Marcus Vetter und Karin Steinberger in Mauretanien, Kenia, Indien, Brasilien und Haiti nach. Sie zeigen, wie einzelne Menschen, Gruppen und Organisationen darum ringen, das Ernährungsproblem in ihrem Dorf, ihrer Stadt oder ihrem Land zu beseitigen, den Hunger zu besiegen. Grimme-Preisträger Vetter ("Das Herz von Jenin") und Autorin Steinberger lassen dabei im Film die vom Hunger betroffenen Menschen sprechen. Sie zeigen, wie sich der Hunger auf jedes menschliche Schicksal auswirkt.

"Eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern, das bedeutet, jeder siebte Mensch weltweit ist unterernährt", sagt Francisco Marí, EED-Experte für Agrarhandel- und Fischerei. Hunger sei ein strukturelles Problem. Hier zeige sich, wie die umfassende Gier der Industrieländer nach Fisch, Fleisch und Agrokraftstoffen die Menschen in den Ländern des Südens dazu verurteile, nie wieder satt zu werden. Der EED setzte sich daher gemeinsam mit Partnerorganisationen beispielsweise in Togo und der Demokratischen Republik Kongo dafür ein, dass die Belange der Kleinfischer Gehör finden und sie nicht in einem Kreislauf aus Armut und Hunger versinken. "Nur wenn sich die Kleinfischer organisieren, haben Sie eine Chance, ihre Sorgen den Regionalbehörden anschaulich zu machen und ihren Lebensunterhalt zu sichern", weiß Marí zu berichten. Der EED ermögliche so, dass die Stimmen der Kleinfischer auch bei Entscheidungen zur Zukunft der europäischen Fischerei gehört würden.

"Der Film ist für uns alle ein Ansporn, mehr für die Hungernden der Welt zu tun. Das bisherige Engagement reicht nicht aus", zieht denn auch Rudolf Ficker, Vorstand des EED, sein Fazit. "Wir erhoffen uns von der Dokumentation und der Bildungs-DVD eine stärkere Sensibilisierung der deutschen Öffentlichkeit zum Thema Hunger. Jeder kann etwas dagegen tun, jeder von uns hat die Möglichkeit einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass der Hunger in der Welt besiegt wird."

Der Dokumentarfilm Hunger läuft im Rahmen der ARD-Themenwoche "Essen ist Leben" vom 23. bis 29. Oktober. Die Woche umfasst ein breites thematisches Spektrum, neben der Hunger-Thematik zeigt die ARD Beiträge über gesunde Ernährung, Übergewicht bei Kindern, fairer Handel und Nachhaltigkeit. Die vom EED und weiteren Entwicklungsorganisationen unterstützte Bildungs-DVD zum Thema Hunger ist ebenfalls ab dem 25. Oktober verfügbar. Rezensionsexemplare können kostenfrei beim EED bestellt werden.

Die bisherigen Sendetermine für "Hunger":
-    Montag, 25. Oktober 2010: 22.45 Uhr, ARD
-    Dienstag, 26. Oktober 2010: 20.15 Uhr Phoenix - im Anschluss Übertragung der Phoenix-Diskussionsrunde zum Film
-    Mittwoch, 27. Oktober 2010, 20.15 Uhr, EinsPlus

Zusätzlich strahlt Deutschlandradio Kultur Sondersendungen zum Thema aus:
-    Mittwoch, 13. Oktober 2010, 18.05 bis 18.30 Uhr: "Weltzeit" zum Film
-    Montag, 25. Oktober 2010, 14 bis 17 Uhr: Radiofeuilleton mit Marcus Vetter (Buch und Regie)

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://eed.de/hunger
http://www.swr.de/hunger
http://www.eikon-film.de
http://www.ezef.de

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