"Veränderungen sind nicht automatisch Verbesserungen"

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

14. Juli 2003

Der Prüfstein für neue Strukturen in der evangelischen Kirche ist nach Ansicht des Leitenden Bischofs der VELKD, Bischof Dr. Hans Christian Knuth (Schleswig), dass die VELKD ihre effiziente Arbeit auch künftig leisten kann - Im vorab veröffentlichten Beitrag der "VELKD-Informationen" (Ausgabe vom 30. Juli) fordert er dazu auf, die Probleme anzupacken, die wirklich Sorgen machen: mangelnde biblische Kenntnisse, Selbstsäkularisierung der Kirche

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Bischof Dr. Hans Christian Knuth (Schleswig), hat die jüngsten Vorschläge zu Strukturveränderungen gewürdigt. In einem vorab veröffentlichten Beitrag der "VELKD-Informationen" (Ausgabe vom 30. Juli 2003) schreibt Knuth, dass diese Vorschläge die Beschlüsse der Generalsynode der VELKD vom Oktober 2002 aufnähmen. "Die VELKD wird auch in Zukunft für ihre lutherischen Gliedkirchen Verantwortung wahrnehmen, wird diesen eine Ebene gemeinsamer Arbeit bieten und die Stimme der lutherischen Kirchen Deutschlands in der lutherischen Weltgemeinschaft erkennbar machen." Schon bisher habe die VELKD nach den Worten ihres Leitenden Bischofs ihre Arbeit innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vollzogen, denn alle ihre Gliedkirchen arbeiteten selbstverständlich in der EKD mit. Dies solle "in Zukunft organisatorisch noch deutlicher geschehen". Bischof Dr. Knuth wörtlich: "Der Prüfstein für Strukturveränderungen ist aus unserer Sicht, dass die VELKD in der Lage bleiben muss, ihre Arbeit, die von ihren Gliedkirchen bisher als effizient eingestuft wurde, auch in einer neuen Struktur zu erfüllen."

Die Veränderungen, die jetzt im Gespräch seien, so der Leitende Bischof, "sind nicht automatisch Verbesserungen". Es sei darauf zu achten, dass nicht sinnvoll Gewachsenes eingerissen werde, ehe deutlich sei, was an seine Stelle treten solle. Gewisse Veränderungen - etwa im finanziellen Bereich der Kirchen - seien "nötig und unausweichlich". "Wichtiger und einschneidender als die finanziellen Veränderungsprozesse" seien jedoch ganz andere Entwicklungen: "Die biblischen Kenntnisse nehmen ab, die Prägung des Alltags durch das Evangelium geht zurück, eine Selbstsäkularisierung der Kirche greift um sich. Mit der Sprachfähigkeit der Glaubenden ist es nicht zum besten bestellt." Dies seien die Probleme, die den Kirchen wirklich Sorgen machen müssten. Diese reagieren nach Einschätzung von Bischof Dr. Knuth in Deutschland auf dies Krise ähnlich wie der Staat und die Wirtschaft. Die Hoffnung werde auf Strukturveränderungen gesetzt. Fusionen und Zusammenlegungen seien an der Tagesordnung. Die entscheidende Frage, ob Veränderungen auch wirklich Verbesserungen seien, bleibe oft unbeantwortet. "Aus der Ökologie wissen wir, dass Veränderungen an lebendigen Organismen neben den beabsichtigten Vorteilen oft eine Reihe von schädlichen Nebenwirkungen haben, die häufig zu spät erkannt werden und gelegentlich in der Summe die Vorteile übersteigen", schreibt der Leitende Bischof. Selbst wenn in mancher Hinsicht Veränderungen der Struktur sinnvoll seien, werde die tiefer liegende Krise nicht durch Strukturveränderungen gemeistert. "Mich überrascht, welch euphorische Erwartungen von vielen an Strukturveränderungen geknüpft werden. Die entscheidenden Frage, vor die wir uns als Kirche gestellt sehen, sind genau von der Art, dass sie nicht durch Änderungen der organisatorischen Struktur beseitigt werden können."

Hinweis:
Der vollständige Wortlaut des Beitrags des Leitenden Bischofs kann in der Pressestelle der VELKD unter 0511/62 61 236 angefordert bzw. im Internet abgerufen werden unter: www.velkd.de