"Wenn im Gottesdienst die Handys piepen, bin ich zufrieden"

SMS-Bibelzitate und mehr: In Hannovers Jugendkirche geht es etwas anders zu

Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT)

28. Mai 2005

Die Jugendkultur ernst nehmen und die Jugendlichen bei der Gestaltung von Gottesdiensten und weiteren Projekten einbinden wollen Jugendkirchen, wie sie in verschiedenen deutschen Städten entstanden sind. In der Lutherkirche in Hannover stellten sich Vertreter der Projekte den Fragen des Publikums. Als Hürden sahen Rolf Ulmer, Landesjugendpfarrer für Württemberg, und  Frank Lederer, Leiter der Jugendkirche „vivavox“ in Genthin, nicht nur die finanziellen und verwaltungstechnischen Bedingungen für Jugendkirchen an, sondern vor allem Vorurteile und Blockaden der älteren Gemeindemitglieder. Man müsse auf die Bedürfnisse der Jugendlichen besser eingehen, aber die Angst, die eigene Tradition und Kirchenkultur dadurch zu verlieren, sei in vielen Kirchenvorständen einfach zu groß.

Gegen Kritik aus dem Publikum, man entziehe die Jugendlichen durch die Extra-Anlaufstellen ihren Pfarrgemeinden und der dortigen Jugendarbeit, wehrten sich die Talkgäste. Man wolle den Jugendlichen eine Alternative zu ihrem konventionellen Gemeindeleben bieten und dieses keinesfalls ersetzen. Darüber hinaus gebe man auch nichtchristlichen Jugendlichen eine Chance, das Christentum und Kirche als etwas Spannendes zu erfahren. Wichtig sei, dass in den Projekten Christus als die Mitte des Lebens erkennbar bleibe und vermittelt werde. 

Im Vorfeld der Talkrunde feierten etwa 150 junge Christen in der Lutherkirche einen SMS-Gottesdienst. Dahinter steht die Idee, Jugendlichen, die sich im Internet angemeldet haben, Bibelzitat, Predigtauszug und den Segen zeitgleich zum Gottesdienst per SMS auf das Handy zu senden. Seit dem ersten Gottesdienst 2001 haben sich über 2000 Nutzer aus Deutschland und dem Ausland für den SMS-Service registrieren lassen. Unter dem Motto  „Sims dein Leben“ stellten die mitwirkenden Jugendlichen bei ihrem 9. SMS-Gottesdienst Szenen aus dem beliebten PC-Spiel „Die Sims“ vor und gingen der Frage nach, wie Selbst-bestimmung und Verwirklichung der eigenen Träume mit göttlicher Führung vereinbar sind.

Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Band Megahertz beleitet, die am Ende des Gottesdienstes mit tosendem Beifall und Zugabe-Rufen verabschiedet wurde. Die Diakonin des evangelischen Stadtjugenddienstes Kristin Gebauer (28) stolz: „Mich stört es nicht, wenn die Handys während der Feier piepsen. Im Gegenteil, dann weiß ich, dass unsere Idee den Jugendlichen gefällt und wir unsere Sache richtig machen.“

28. Mai 2005
Nachrichtenredaktion Kirchentag