„Menschen sind nicht nur vor sich selbst verantwortlich“

Kirchenpräsident Liebig hebt zum Jahreswechsel Bedeutung des Sonntagsschutzes hervor

Evangelische Landeskirche Anhalts

29. Dezember 2009

Zum Jahreswechsel hat der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig die Bedeutung des Sonntagsschutzes hervorgehoben. In einem Beitrag für die Mitteldeutsche Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ (01/2010) weist Liebig Kritik am Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zurück, das die Öffnung der Geschäfte an allen vier Adventssonntagen für rechtswidrig erklärt hatte.

„Allein wirtschaftliche Gründe sind nicht hinreichend, um die geschützte Sonntagsruhe aufzuheben. Der behauptete wirtschaftliche Vorteil des Sonntagsverkaufes würde sich selbst auflösen, wären die Sonntage eingereiht in die normalen Werktage“, betont der Kirchenpräsident. Das Bundesverfassungsgericht habe mit seinem Urteil auch die Frage aufgeworfen, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt in letzter Instanz beschrieben werden könne. Menschen, so Liebig, seien nicht nur sich selbst, sondern auch gegenüber Gott verantwortlich und müssten eigene Interessen in den Zusammenhang des Gemeinwohles stellen. „Eine Gesellschaft, in der es keine gleichzeitig erlebbare freie Zeit mehr gibt, wäre wieder ein Stück instabiler.“

„Wie sehr überbordender Individualismus gespeist durch schlichte Gier die Welt an den Rand einer Katastrophe bringen kann, haben die gegenwärtige Krise und ihre Begründungen gezeigt“, schreibt der Kirchenpräsident weiter. „Wie sehr gemeinschaftliches Handeln für den Fortbestand menschlicher Kultur bedeutsam sein wird, zeigen die immer düstereren Prognosen über das Weltklima. Man muss kein Christ sein, um diese Fragen angemessen bedenken zu können.“

Die Jahreslosung für 2010 „Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ (Johannesevangelium, Kapitel 14,1) sei zugleich Zusage für die Zukunft und Aufforderung zu einem Leben in Verantwortung vor Gott und den Menschen. „Die stets neu zu findende feine Balance zwischen offener Lebensfreude und verantwortlicher Selbstbeschränkung ist Ausdruck lebendigen Glaubens. So gestärkt begegnen wir der Welt unerschrocken. Wir nehmen unseren Nächsten in der Ferne und der Nähe in den Blick und lassen Gottes Liebe spürbar werden. Damit beginnen wir ein neues Jahr in fröhlicher Zuversicht“, schreibt Liebig.

Dessau-Roßlau, 29. Dezember 2009

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