Immer mehr Christen flüchten aus dem Nahen Osten

Evangelische Landeskirche in Württemberg

Als ernst stuft Oberkirchenrat Heiner Küenzlen die Situation der Christen im Nahen Osten ein. In seinem Bericht anlässlich der Sommertagung der 13. Landessynode der württembergischen evangelischen Landeskirche im Hospitalhof in Stuttgart sieht Küenzlen vor allem die wirtschaftliche Verarmung, mangelnde politische Stabilität und den zunehmenden Druck extremistischer islamischer Gruppierungen als Grund dafür, dass besonders junge und gut ausgebildete Christen auswandern.

Wie die Situation der Christen unter einer neuen irakischen Regierung sein werde, sei noch nicht abzusehen, so Küenzlen. Es bestehe etwa die Gefahr, dass islamistische Gruppen mehr Einfluss bekommen als vorher. „Es gibt einzelne Meldungen von Bedrohungen, Verfolgung, ja Ermordung von Christen im Irak“. Unsicherheit gebe es auch über eine fundamentalistische Entwicklung bezüglich des selbstständigen palästinensischen Staats. Christen, die in dieser Region leben, befürchten zunehmend, dass der neue Staat unter islamistischen Einfluss gerät.

So sei es oft nicht die staatliche, offizielle Unterdrückungspolitik, die die Christen bedrohe, sondern die Übergriffe islamistischer Gruppierungen und Strömungen. Viele wollen selbst in die Hand nehmen, was sie für islamisches Recht halten.  Da die Rechtsstrukturen in diesen Ländern meist schwach seien und die Regierungen in vielen Gegenden auf die wachsenden islamistischen Strömungen Rücksicht nehmen müsse, würden extremistische Gruppen oft nicht in ihre Schranken gewiesen und setze sich geltendes Recht oft nicht durch.

Küenzlen rief dazu auf, den christlich-islamischen Dialog zu intensivieren. “Die Lektüre von Büchern ist gut, aber das Gespräch ist noch wichtiger“, so der Oberkirchenrat vor der Synode. Küenzlen verwies auf die vielfältige Hilfe der württembergischen evangelischen Landeskirche für die christlichen Kirchen in Ländern des Nahen Ostens. So unter anderem auch für die Christen im Nordirak, wo zerstörte Kirchen aufgebaut werden, die Wasserversorgung instand gesetzt wird und Schulen eingerichtet werden.

David Kobow