„Das Ehrenamt ist der Kitt der Gesellschaft“

Werben für mehr bürgerschaftliches Engagement

Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT)

28. Mai 2005

Für eine Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und eine höhere gesellschaftliche Anerkennung von Ehrenamtlichen haben sich Vertreter von Hilfsorganisationen, Politik und Wirtschaft eingesetzt. „Das Ehrenamt ist der Kitt der Gesellschaft“, sagte der Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe, Hans-Peter von Kirchbach.

Der Kölner Soziologe Joachim Braun warb dafür, den Blick verstärkt auf das Engagement der „Generation 55 plus“ zu werfen: „Die stellen sich darauf ein, 20 Jahre Dauerurlaub zu haben. Doch nur Tennis und Mallorca ist auch schnell langweilig.“ Eine sinnvolle Einrichtung seien deshalb die kommunalen „Seniorenbüros“, die Informationen über unterschiedliche Möglichkeiten bürgerschaftlichen Engagements geben.

Steffen Küpper von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände in Berlin berichtete, dass es Firmen gebe, die das ehrenamtliche Engagement förderten. Das sei Teil der Mitarbeitermotivation und helfe bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften.

Sorgen bereiteten von Kirchbach wie auch dem Bundesbeauftragten der Bundesregierung für den Zivildienst, Dieter Hackler die Reduzierung des Zivildienstes. Während vor 5 Jahren noch 140.000 junge Männer ein Jahr als „Zivis“ gearbeitet hätten, würden heute nur noch 90.000 neun Monate dienen. Manche Arbeitsgebiete seien unbesetzt oder würden durch Aushilfskräfte abgedeckt. Die kosteten Geld kosten – und das sei knapp.

Er empfinde es als „Skandal“, dass ein großer Teil gesunder junger Männer als untauglich ausgemustert werde. Man müsste entweder das bestehende System „wieder auf die Füße stellen“ oder neue Modelle entwickeln. „Wie bisher kann es nicht weitergehen“, sagte von Kirchbach. Der Zivildienst sei sowohl für die Gesellschaft insgesamt als auch als Brücke für ein weiteres ehrenamtliches Engagement für die Hilfsdienste wichtig.

Hackler plädierte nachdrücklich für eine bürgerschaftliche Erneuerung von unten. Unterstützung erhielt er von Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD): „Wer sich auf die Bürokratie verlässt, der ist verlassen. Manchmal muss man Druck ausüben, um Verkrustungen aufzubrechen. Das Ehrenamt hat hier Pionier-Funktion.“

28. Mai 2005
Nachrichtenredaktion Kirchentag