Visionen von Gastfreundschaft gegen die Krise der Gemeinden

Zukünftige Gemeindegestalt darf nicht von den Finanzen diktiert werden

Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT)

28. Mai 2005

Vorhandene Gemeindestrukturen stehen angesichts leerer Kassen auf dem Prüfstand. „Vielleicht liegt in der Krise eine Chance, dass wir uns besinnen“, so Landesbischöfin Margot Käßmann im Rahmen der Podienreihe Kirche der Zukunft, bei der es auch um die Frage „Wofür Gemeinde?“ ging.

Für alle Gemeinden sei es wichtig, durch Leitbildprozesse ihr eigenes Profil zu stärken. Dabei machte sie deutlich, dass dies für Stadt-Gemeinden eine Konzentration auf wenige Inhalte bedeuten könne. Landgemeinden dagegen seien für sehr verschiedene Menschen da und müssten andere Konturen entwickeln.

Neben der Finanzkrise stecken die Kirchen auch in einer Relevanzkrise. Das unterstrich die Theologin Uta Pohl-Patalong. Sie sieht sowohl die weltliche Organisation wie die geistliche Dimension in Frage gestellt. Die Kirche habe nicht mehr den Einfluss in der Gesellschaft, den sie ihrem Selbstverständnis nach haben sollte. Nach wie vor würden von der Großzahl der Kirchengemeinden ähnliche Angebote gemacht. Diese seien jedoch durch die Vielfalt der Anforderungen oft überfordert. Die Frage nach der zukünftigen Gestalt der Gemeinden dürfe nicht nur nach finanziellen Gesichtspunkten entschieden werden. Auch nicht ortsgebundene Gemeinden, etwa liberale oder evangelikale Richtungsgemeinden, Akademien oder Werke mit ihrer Anhängerschaft hätten ihre Daseinsberechtigung – und die Chance, auch der Kirche fern Stehende anzusprechen. 

Visionen forderte auch Professor Jan Hendricks,Theologe an der Universität Amsterdam, für die Gemeinden. Glaube und Vertrauen und die Suche nach einem angemessenen, begehbaren Weg seien wesentliche Kennzeichen für Gemeinden mit Visionen. Er rief dazu auf, den Gedanken der Gastfreundschaft als Grundeinstellung gemeindlichen Handelns zu stärken.

28. Mai 2005
Nachrichtenredaktion Kirchentag