Gottesdienst in alter Gestalt vermittelt einen Hauch von Kloster

Gartenkirche: Evangelische Messe mit gregorianischen Gesängen

Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT)

27. Mai 2005

Wer an diesem frühen Donnerstagnachmittag eher per Zufall den Weg in die Gartenkirche gefunden hat,  wundert sich und staunt. Möglich, dass er oder sie gar glaubt, in die falsche Veranstaltung geraten zu sein – so ungewöhnlich wirken aufs erste Hinhören die hier zu vernehmenden Klänge in einer  evangelischen Kirche. Doch weit gefehlt. Der Handzettel für die Besucher ist jedenfalls eindeutig: „Evangelische Messe“ ist dort zu lesen, durchgeführt und gefeiert mit der Schola Cantorum der Hannoverschen Landeskirche, zusammen mit dem Ensemble „Anello Rosso“ und natürlich den Gläubigen. Und die sind der Einladung der Gartenkirchengemeinde, die bei ihrer Gründung noch vor den Toren Hannovers lag, so zahlreich gefolgt, dass die Infoblätter am Ende nicht ausreichen: „Mit einem solchen Andrang haben wir überhaupt nicht gerechnet“, räumt eine Helferin ein.

Doch „Evangelische Messe“ – passt das überhaupt zusammen? Und ob. Zumindest ist es ein Gottesdienst der besonderen Art. In diesem Fall, ein „Gottesdienst  in alter Gestalt“, wie es im Kirchentags-Programmheft heißt. Rein äußerlich folgt die Liturgie natürlich den traditionellen Grundordnungen mit Predigt und Abendmahl. Ihre  besondere Prägung erfährt die „Evangelische Messe“ unter anderem dadurch, dass bestimmte Gesänge – in diesem Fall die für das Trinitatisfest (Introitus, Graduale, Halleluja, Offertorium, Communio) und die Lesungen in einer Weise gesungen werden, wie sie im frühen Mittelalter üblich waren: als
sogenannte gregorianische Gesänge. Und wer an diesem Nachmittag in der Gartenkirche die Augen schließt,  erlebt einen Moment lang einen Hauch von Kloster durch das frisch renovierte Gemäuer in der Marienstraße wehen.

So ungewöhnlich und fremd diese Form des Gottesdienstes auch dem Laien zunächst anmuten mag - einem eingefleischten Protestanten zumal – hat sie ganz offensichtlich längst ihre Gemeinde gefunden. „Wir von der Schola versuchen regelmäßig solche Gottesdienste anzubieten“, sagt Pastor Henning Drude, und zwar auf Einladung von interessierten Gemeinden in der gesamten Landeskirche. Ziel sei es, „das Gespür für einen guten Gottesdienst zu schärfen“, sagt Drude. Er vermag aber auch nicht exakt zu erklären, warum die Evangelische Messe die Gläubigen fasziniert: „Vielleicht eine tiefe Sehnsucht nach dem Archaischen“, sagt er. Aber das sei auch „nur eine vage Vermutung“.

27. Mai 2005
Nachrichtenredaktion Kirchentag