Reaktion von Kirchenführern aus dem Nahen Osten

Nach den Bombenanschlägen auf Kirchen im Irak: Solidarität und Friedensarbeit notwendig

Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)

02. August 2004

Kirchenführer aus dem Nahen Osten verurteilen die Angriffe auf irakische Kirchen und rufen zur Solidarität auf.

"Dies ist das erste Mal, dass christliche Kirchen zum Ziel von Anschlägen geworden sind. Wir verurteilen diese Angriffe und sind sehr besorgt über diese Entwicklung", sagt Bischof Nareg Alemenzian von der Armenisch-orthodoxen Kirche (Katholikat von Sis, Libanon) am Montag während der Plenarsitzung der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die zur Zeit in Kuala Lumpur (Malaysia) tagt.

Metropolit Dr. Mar Gregorios Yohanna Ibrahim von der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochia bittet Christen und Muslime, gemeinsam für den Frieden zu arbeiten: "Solidarität ist sehr wichtig, sowohl in der Region als auch außerhalb, sowohl unter den Christen als auch zwischen Christen und Muslimen."

Gregorios betont, dass das ÖRK und andere alles erdenkliche unterstützen sollten, "was Christen und Muslime zusammen bringt. Nicht nur im theologischen Dialog, sondern auch im Dialog über Leben und Arbeit."

"Ich richte meinen Appell an die arabische Welt, die jeden Friedensplan unterstützen kann, und auch in das irakische Volk selbst. Wenn sie nicht in Solidarität leben, wie können sie dann diese Probleme lösen?", fragt er.

Alemezian ruft die Völker der Region und weltweit zur Arbeit für den Frieden auf. "Dies ist nicht nur ein Problem der Syrer und Armenier", sagt er. "Die Situation im Irak kann nicht isoliert gesehen werden. Sie ist eng verknüpft mit der politischen Situation weltweit."

"Wir haben einen Konflikt, und wir müssen ihn lösen. Die USA, die UNO, alle Parteien, die an der Entstehung dieser Situation beteiligt sind, aber auch die Bevölkerung vor Ort und die Glaubensgemeinschaften."

Beide Kirchenführer betonen das gute Verhältnis zwischen Christen und Muslimen im Irak vor den Bombenanschlägen.

"Die Christen sind ein integraler Bestandteil der Gesellschaft, in der sie leben. Sie sind keine Neulinge, sie sind nicht aus oberflächlichen Gründen dort", sagt Alemezian. "Die Christen im Nahen Osten sind das Volk des Landes, in dem Christus geboren wurde", ergänzt er.

Beide betonen die Gefahr durch den wachsenden Druck, der auf den knapp 1 Millionen irakischen Christen lastet und zur verstärkten Emigration führt.

"Die abnehmende Zahl an Christen im Irak ist eine furchtbare Angelegenheit", sagt Gregorios. "Das gleiche Bild wiederholt sich in anderen Ländern wie der Türkei, im Iran und Palästina. Wir verlieren unser Volk."

Könnte es dazu kommen, fragen sie, dass es im Nahen Osten keine Christen mehr gibt und keine Muslime im Westen? Dies wäre "gefährlich für alle", sagt Metropolit Gregorios. "Dies ist sehr wichtig. Es ist nicht gut für die Menschheit."

Nach Pressemeldungen wurden mindestens elf Menschen getötet und Dutzende verletzt bei den Bombenanschlägen auf vier Kirchen - zwei syrisch- und zwei armenisch-orthodoxe - und ein Kloster.

Genf, 02. August 2004

Pressestelle des ÖRK