Politisch gefährlich und ethisch verwerflich

Moderator des Reformierten Bundes kritisiert scharf Jacques Chirac

Reformierter Bund

20. Januar 2006

Peter Bukowski, der Moderator (Vorsitzende) des Reformierten Bundes, hat sich deutlich gegen "Drohgebärden mit atomaren Waffen" ausgesprochen. Anlass für seine Kritik waren die Äußerungen des französischen Präsidenten Jacques Chirac, der jüngst Staaten, „die gegen uns auf terroristische Mittel zurückgreifen", mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht hat.

In einem Vortrag vor Theologen in Wuppertal bezeichnete Bukowski diese Haltung des französischen Präsidenten als politisch gefährlich und ethisch verwerflich. Es sei, so Bukowski, "ein Alarmsignal, dass einer der führenden Europäer sich in seiner Reaktion auf terroristische Bedrohung in die Barbarei zurück fallen lässt." Und weiter: "Man kann und soll Terroristen nicht mit einer Waffe drohen, die ihrer Natur nach ein Instrument des Terrors ist."

Ohne Zweifel sei es eine politisch bedrohliche Situation, wenn etwa Regionalmächte wie der Iran nach Massenvernichtungswaffen strebten. Aber, so der Vorsitzende des Reformierten Bundes, gerade angesichts der gegenwärtigen diplomatischen Bemühungen, solchem Bestreben Einhalt zu gebieten, sei es "politisch völlig verfehlt, sich auf das Niveau des politischen Gegners zu begeben".

Bukowski berief sich in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf die Erklärung des Moderamens (Vorstandes) des Reformierten Bundes "Das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Friedensverantwortung der Kirche", die 1982 die Friedensfrage zu einer Bekenntnisfrage erklärt und ein deutliches »»Nein! ohne jedes Ja«« zu allen Massenvernichtungsmitteln und zum Krieg als Mittel der Politik formuliert hatte.

Es sei "eine Schande", so Bukowski, dass im Europa des 21. Jahrhunderts dieser nun 24 Jahre alte Text "traurige Aktualität" gewönne. Er hoffe sehr, dass es den besonnenen politischen Kräften Europas und seiner Verbündeten gelinge, "den wild daher redenden Mann aus Paris" zur Räson zu bringen.

Hannover, 20. Januar 2006

Jörg Schmidt