Engelhardt würdigt Rolle der DDR-Kirchen beim Einheitsprozess

Evangelische Landeskirche in Baden

30. September 2010

Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Klaus Engelhardt hat die  große Rolle der Kirchen in der DDR auf dem Weg zur deutschen Einheit betont. Sie hätten der Unzufriedenheit der Ostdeutschen einen Resonanzboden gegeben, zugleich in der aufgeregten Situation aber auch mäßigend gewirkt.

"Im Herbst 1989 ging man erst in die Kirche und dann auf die Straße", sagte der badische Altbischof. Deshalb seien die Menschen nicht mit Steinen auf die Demonstrationen gezogen, "sondern mit Kerzen". Zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit lobte er, die Kirche in der DDR sei im entscheidenden Augenblick politisch auf der Höhe gewesen und habe ihr Handeln dabei immer theologisch reflektiert.

Engelhardt, der als EKD-Vorsitzender von 1991 bis 1997 den kirchlichen Einigungsprozess maßgeblich mitgestaltete, sagte, die Kirchen in der DDR seien stärker als die im Westen bereit gewesen, "Kirche als Lerngemeinschaft zu verstehen" und Neuem offen gegenüber zu treten. "Dieser Impuls ist heute noch wichtig."

Der Altbischof bedauerte, dass die große Leistung der Ostdeutschen beim Zurechtfinden in einem neuen Wertesystem nicht ausreichend gewürdigt worden sei: "Wir haben uns im Westen nie richtig deutlich gemacht, dass die politische Wende auch einen tiefen Einschnitt in der Mentalität bei den Menschen, einen Paradigmenwechsel mit sich brachte", sagte Engelhardt.

Karlsruhe,  30. September 2010

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