Im Takt des Lebens bleiben

Warum der Buß- und Bettag wieder ein gesetzlicher Feiertag werden sollte

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

20. November 2007

Von Landesbischof Friedrich Weber

"Die Zeit ist reif, den Buß- und Bettag wieder als gesetzlichen Feiertag einzuführen. Die Hoffnungen, die 1995 von Seiten der Evangelischen Kirche mit seiner Abschaffung verbunden waren, haben sich nicht erfüllt. Die Kirche hat sich seinerzeit solidarisch verhalten, denn mit der gewonnenen Arbeitszeit sollten die Arbeitgeberkosten zur Finanzierung der Pflegeversicherung kompensiert werden. Überdies sollten vorhandene Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen werden. Das ist in den vergangenen Jahren kaum gelungen. Die derzeitige Entspannung auf dem Arbeitsmarkt verdankt sich anderen Faktoren.

Hinzu kommt die steigende Dreistigkeit, mit der Wirtschaftsvertreter und Politiker den grundgesetzlich verankerten Schutz der Sonn- und Feiertage aufweichen. Kaum ein Einkaufszentrum, das nicht versucht, zusätzliche Verkaufszeiten zum ohnehin schon gesetzlich erweiterten Ladenschluss auszuloten. Wir stehen in der Gefahr, den Menschen nur noch als Wirtschaftsfaktor zu sehen. Das aber wird seiner Würde nicht gerecht. Der Mensch ist mehr als die Summe seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Um Mensch zu bleiben, braucht er Zeit für sich und die Familie, für Freunde und Vereine und – sicher nicht zuletzt – für Gott.

Dabei helfen die Sonn- und Feiertage in einzigartiger Weise. Das gilt gerade auch für den Buß- und Bettag. In einer Gesellschaft, die mehr denn je unter dem Gesetz der Leistung steht, sind Tage der Einkehr und Umkehr das Gebot der Stunde. Unser Leben braucht den Rhythmus von Arbeit und Ruhe, damit es nicht aus dem Takt gerät. Feiertage wie der Buß- und Bettag sind öffentliche Symbole dieser Erkenntnis. Sie verweisen auf die geistigen Quellen unserer Kultur. Deshalb ist es gut, wenn der Staat sie gesetzlich schützt. Er setzt damit Kräften notwendige Grenzen, die der Wirtschaft absolute Geltung einräumen."

(Beitrag in der Braunschweig Zeitung am 20. November 2007)

Braunschweig, 20. November 2007

Michael Strauß
Pressesprecher