“Geistliche Gastarbeiter” vertreten Pfarrer in der Ferienzeit

Evangelische Zehntgemeinschaft unterstützt Kollegen

Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

28. Juli 2004

Wenn es Menschen wie den Pensionär Jochen Schwabedissen nicht gäbe, dann fielen in den Sommermonaten mehrere hundert Gottesdienste in Sachsen-Anhalt einfach aus. Schwabedissen – seit 1998 Pfarrer im Ruhestand – macht im August dieses Jahres Urlaubsvertretung im Kloster Jerichow. Für vier Wochen wird der Talar des 65-jährigen Pensionärs aus Detmold wieder zur Arbeitskleidung.

“Weil ich für meinen Kollegen ein paar Wochen einspringe, kann der beruhigt seine Ferien genießen”, sagt Schwabedissen, der in seinem Ruhestand bisher als Urlauberseelsorger in Italien und Österreich ausgeholfen hat.

Pensionär Schwabedissen ist einer von 28 Pfarrerinnen und Pfarrern im Ruhestand, die für die Evangelische Zehntgemeinschaft im Juli und August die Urlaubsvertretung für ihre Kolleginnen und Kollegen in der Kirchenprovinz Sachsen übernehmen. Idee der Zehntgemeinschaft ist, dass kirchliche Pensionäre den zehnten Teil des Jahres – circa vier bis fünf Wochen – einsetzen, um Pfarrerinnen und Pfarrer insbesondere während des Urlaubs – aber auch bei Fortbildungen oder Elternzeiten – zu vertreten.

Ohne die "geistlichen Gastarbeiter" müssten in den Sommermonaten rund 250 Gottesdienste in Sachsen-Anhalt ausfallen, so Peter Diederichs, ebenfalls Pfarrer im Ruhestand und seit Mai 2003 Leiter der Zehntgemeinschaft.

Geld erhalten Schwabedissen und die übrigen pensionierten Pfarrerinnen und Pfarrer für ihr Engagement keines. Unterkunft und Fahrtkosten werden jedoch erstattet. “Es ist einfach notwendig, den Kolleginnen und Kollegen zu helfen”, sagt Schwabedissen. “Und außerdem macht es mir einfach Spaß. Ich habe die Klosterkirche Jerichow und ihre Atmosphäre noch durch einen Besuch vor der Wende in guter Erinnerung.”

Bei Rückfragen: Jochen Schwabedissen, Pfarrer im Ruhestand, Detmold, 05231 – 301 231. Vom 1. bis zum 30. August 2004 in Jerichow unter 039343 – 52 052.

Magdeburg, 28. Juli 2004
Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen


Die Evangelische Zehntgemeinschaft
“Geistliche Gastarbeiter” vertreten Pfarrer in der Ferienzeit

Die Evangelische Zehntgemeinschaft wurde 1999 durch den pensionierten Pfarrer René Leudesdorff gegründet. Initialzündung für Leudesdorff war das Erlebnis, dass in der Ferienzeit oder durch Krankheit das gottesdienstliche Leben in einigen Kirchengemeinden fast zum Erliegen kam.

Ausschließlich die ostdeutschen Kirchen - und vor allem die nördlichen Regionen des Landes Sachsen-Anhalt - werden derzeit von der Zehntgemeinschaft versorgt. Neben Salzwedel gibt es in diesem Sommer vor allem Urlaubsvertretungen im Landkreis Halberstadt.

Im gesamten vergangenen Jahr leisteten die Mitglieder der Zehntgemeinschaft 40 Einsätze, von denen jeder mehrere Wochen dauerte. Die betreuten Gemeinden gehörten alle zur Kirchenprovinz Sachsen und lagen im Norden Sachsen-Anhalts.

In diesem Jahr arrangiert die Zehntgemeinschaft insgesamt 42 mehrwöchige Einsätze in den ostdeutschen evangelischen Kirchen. 70 Prozent davon geschehen in der Kirchenprovinz Sachsen. Die bevorzugten Orte sind Jerichow, Salzwedel und Torgau (Sachsen).

Gegenwärtig engagieren sich rund 50 pensionierte Pfarrerinnen und Pfarrer in der Zehntgemeinschaft.

Weitere Auskünfte: Peter Diederichs, Leiter der Evangelischen Zehntgemeinschaft, Frankfurter Straße 386, 46562 Voerde