Zwei Ruhepole und Impulsgeber im Kirchentags-Trubel

Der ZeitRaum der Stille und das Zentrum Meditation bieten sich zum Auftanken an

Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT)

26. Mai 2005

La Madre, eine in buntem Licht angestrahlte Metallplastik der Künstlerin Maria Bernard, eine Sanduhr, die man selbst füllen kann, Sandpendel, Blätter mit Bitten und Dankesworten sowie meditative Texte an den Wänden prägen das Ambiente im ZeitRaum der Stille. Zu jeder vollen Stunde wird hier eine kurze Andacht gehalten.

„Ich fand die Plastik sehr inspirierend. Einerseits habe ich drauf geschaut, andererseits habe ich die Augen geschlossen“, meint ein 72-jähriger Katholik, der schon zum Kirchentag nach Frankfurt und Nürnberg gekommen war. „Die Ruhe, die von dieser Figur ausgeht, hat sich auf den Raum übertragen und dann auch auf mich. Ich bin in diesen Raum gegangen, weil ich mich meditativ orientieren möchte und dies für mein Privatleben mitnehmen möchte.“

Der ZeitRaum der Stille ist mit dem Zentrum Meditation von einer Projektgruppe aus dem Arbeitskreis für Meditation der Evangelischen Akademie Loccum, Hauptamtlichen der Hannoverschen Landeskirche sowie drei Pastorinnen von außerhalb der Region Hannover  gestaltet worden. „Der ZeitRaum der Stille soll den Kirchentagsteilnehmern Gelegenheit geben, über das, was sie während des Kirchentages gesehen und gehört haben, nachzudenken sowie neue Impulse im Beten für die Zukunft zu bekommen“, erläutert die Projektleiterin und Leiterin des Luther-Stifts in Falkenburg, Jutta Wendland-Park.

„Dass es weniger darauf ankommt, im Angesicht Gottes etwas zu tun, als darauf zu warten, bis er selbst etwas sagt, hat mich unter den Aussagen am meisten angesprochen“, sagt Siegfried George. Dennoch möchte er den Trubel und die Besuchermassen auf dem Kirchentag nicht missen: „Wenn ein Kirchentag sehr viel weniger Leute anziehen würde, als es jetzt in Hannover zu sehen ist, dann wäre es sehr schade und hätte ich nicht gut gefunden“, meint der Gießener.

„Stille ist immer etwas, was wir im normalen Leben nie haben, meint die 38-jährige Sylvia Müller aus Raven in der Lüneburger Heide nach dem Besuch im ZeitRaum der Stille. „Als ich hierher gefahren bin, war es nicht still, draußen ist es nie still. Irgendwie suchen die Menschen immer einen Raum der Stille. Ich habe die Stille im Gebet gefunden. Obwohl der Raum so riesig ist und ständig Leute reinkommen, ist es ganz leise und man ist mit seinen Gedanken allein.
Selbst in der Kirche ist es beim Gebet laut, aber hier konnte man mit sich selbst ein kleines Gespräch ganz in der Stille führen.“

Zwei Seelsorger stehen auf Wunsch auch für Einzelgespräche in separaten Räumen bereit. Die beiden Jugendlichen Katharina Basserab und Simone Bracknies aus Biberach sind zwischen den beiden Zentren unterwegs: „Wir wollten mit etwas Ruhigem unsere Route auf dem Messegelände beginnen, denn es ist hier doch sehr hektisch und voll.“ Maike Seitz aus Bad Bramstedt räumt ein, sich zu den beiden Pavillons verlaufen zu haben: „…aber wenn die Messeeindrücke nachher zu stark werden und ich die vielen Eindrücke sortieren und verarbeiten muss, ist der ZeitRaum der Stille genau der richtige Ort dafür“.

Im Zentrum der Meditation ist eine „bewegte“ Stille zu spüren. Unterbrochen wird sie nur von den anleitenden Mitarbeitern des Zentrums, die den Besuchern beispielsweise Übungen mit  Qi Gong, Gebärden, Atemarbeit oder dem so genannten Herzensgebet anbieten. Für die Leute, die sich einfach niederlassen und ohne Anleitung zur Ruhe kommen wollen,  ist die Friedensmeditation vor dem Zentrum gedacht. Neu ist die Möglichkeit des Gespräches mit den Anleitenden und anderen fachkundigen Mitarbeitern.

Hier sind es zum Beispiel Exerzitienübungen mit den Nonnen Reinhild von Bibra und Adelheid Wenzelmann, die Besucher wie den 57-jährigen Gerhard Körber aus Taufkirchen anlocken. Und Gertrud Bernstein aus Braunschweig, die das erste Mal den Kirchentag besucht, setzt darauf, in der inneren Ruhe und Stille zugleich Energie zu tanken für die kommenden Tage. „Ich biete selbst Yoga an“, erklärt sie, „von daher liegt mir die Meditation sehr nah und ich werde noch öfter herkommen, um das Angebot des Meditationszentrums zu nutzen“.

26. Mai 2005
Nachrichtenredaktion Kirchentag