Im Glauben verwurzelt – wie ein Baum gepflanzt an Wasserbächen

2. Frauenkonferenz der ELKRAS in St. Petersburg

Gustav-Adolf-Werk e.V.

Unter dem Motto „Im Glauben verwurzelt – wie ein Baum gepflanzt an Wasserbächen“ fand vom 12. bis 18. Juli 2004 in Sankt Petersburg die 2. Frauenkonferenz der Evangelisch-Lutherischen Kirche und anderer Staaten (ELKRAS) statt. Möglich wurde diese Tagung durch die finanzielle Unterstützung der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk (GAW).

Die 45 Teilnehmerinnen der Tagung, die aus allen Regionalkirchen der ELKRAS zum Tagungsort reisten, verabschiedeten ein Kommuniqué, in dem sie den Erhalt der ELKRAS als Gesamtkirche fordern. Zugleich äußern die Frauen, die zumeist in leitenden Positionen arbeiten, den Wunsch, dass die in den kirchlichen Statuten garantierte Gleichberechtigung im kirchlichen Leben an allen Stellen umgesetzt wird. Nachdrücklich verteidigen sie die Frauenordination. Wir zitieren das Kommuniqué im Wortlaut:

45 Frauen aus allen Regionalkirchen der ELKRAS – aus Kaliningrad und Grodno bis Chabarowsk, Duschambe, Tbilisi, Omsk, Kiew und anderen Gemeinden –erlebten in diesen Tagen eine lebendige Gemeinschaft. Dieses große Netzwerk der Frauen ist in den vergangenen Jahren über den Weltgebetstag, über regionale Frauenseminare und andere gemeinsame Erfahrungen zu einer großen Gemeinschaft gewachsen, die bereichert, stärkt und ermutigt. Die Frauen wünschen sich deshalb, dass die ELKRAS als Gesamtkirche erhalten bleibt und weiter entwickelt wird.

Alle Frauen üben in dieser Kirche verantwortungsvolle und leitende Ämter auf verschiedenen Ebenen aus. Sie tun dies mit großem Engagement und möchten dies auch in Zukunft tun. Leider erleben sie nicht immer, dass die in den kirchlichen Statuten garantierte Gleichberechtigung im kirchlichen Leben an allen Stellen umgesetzt wird und dass sie selbst zu allen theologischen Fragen – besonders zu denen, die sie betreffen – gleichberechtigt Stellung nehmen können. Sie wünschen sich eine Kirche, in der ihre Gaben auf allen Ebenen eingebracht werden können. Die ELKRAS soll die Rechte der Frau im pastoralen Dienst verteidigen und nicht zulassen, dass ausländische lutherische Kirchen, die die Frauenordination ablehnen, Einfluss gewinnen.

In der Beschäftigung mit den Stammmüttern Jesu (Matthäus 1) haben die Frauen Vorbilder für ihren eigenen Glauben gefunden. Es sind Frauen, die in der ELKRAS die Glaubenstraditionen erhalten und weiter getragen haben und so auch zu Stammmüttern geworden sind. Tamar kann zum Vorbild für den Kampf um Zukunftsperspektiven der eigenen Gemeinschaft werden, Bathseba für den Mut, in die Geschichte einzugreifen. Rahab erkennt die Zeichen der Zeit und setzt ihr Leben ein. Ruth ist bereit, Grenzen zu überschreiten und in die Fremde zu gehen, eine Erfahrung, die sie mit vielen der Frauen in der ELKRAS verbindet. Es ermutigt zu erkennen, dass fremde und unbedeutende Frauen zu Stammmüttern Jesu geworden sind, wie auch Maria, ein einfaches junges Mädchen.

Die Sorge um den Schutz der Frauen vor Gewalt in der Gesellschaft, der Familie, aber auch in der Kirche war ein Ergebnis der verschiedenen Bibelarbeiten und Gesprächsrunden. Wichtiger Höhepunkt war in diesem Zusammenhang die Fertigstellung und Übergabe der russischen Übersetzung des vom Lutherischen Weltbund initiierten Heftes „Kirchen sagen NEIN zur Gewalt“, in dem es nicht nur um individuelle, sondern auch um strukturelle Gewalt, wie sie besonder Frauen erleben, geht. Themen wie Frauenhandel, Zwangsprostitution und verschiedene Formen der Gewalt müssen für die Kirche zu wichtigen diakonischen Aufgaben führen.

Die Frauen wünschen sich, dass die Lebendigkeit der Konferenz das Leben ihrer Kirche bestimmen möge und dass die Gemeinden ihre Verantwortung im Hinblick auf die Auswahl und Begleitung zukünftiger Pfarrer – sowohl Männer als auch Frauen – mit Ernsthaftigkeit und Liebe wahrnehmen. Der Geist der Einigkeit, der Freude und Offenheit dieser Konferenz möge die Kirche in ihren Gemeinden und Leitungsorganen leiten in Jesus Christus.

Sankt Petersburg, 18. Juli 2004

Thomas Sülzle
Pressesprecher