Huber ermutigt Protestanten zu mehr Selbstbewusstsein

EKD-Ratsvorsitzender sieht Wiederkehr von Religion und Frömmigkeit

Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT)

26. Mai 2005

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat die Protestanten zu mehr  Selbstbewusstsein ermutigt. In einem der Hauptvorträge des Kirchentages in Hannover vertrat der Berliner Bischof am Donnerstagabend vor mehr als 3.000 Zuhörern die Auffassung, es gebe eine Wiederkehr von Religion und gelebter Frömmigkeit und deshalb für die Kirchen keinen Grund zu Kleingeist und Kleinmut.

Die Erneuerung des eigenen Verhältnisses zur Kirche ist nach den Worten Hubers eine der vordringlichen Hausaufgaben. Der deutsche Protestantismus sei nicht erschöpft, sondern er lebe. Er wandle sich allerdings, ziehe aus mancher vertrauten Wohnung aus und benutze auch wieder einfachere Zelte und Unterstände.

Bücher mit religiösen Themen erreichten Spitzenplätze auf Bestsellerlisten. Die Musik wende sich den Themen von Glauben  und Vertrauen, von Halt und Sinn zu, argumentierte Huber.. Ein populär ausgerichteter privater Fernsehkanal  thematisiere,  wie man in Würde und Abstand mit dem Tod umgehe. Aus der Politik kämen vergleichbare Signale. Zum ersten  Mal habe ein Bundespräsident die Ansprache nach seiner Wahl mit den Worten beendet: „Gott segne unser Land“.

Wie Huber meinte, entsteht ein neues Gespür dafür, dass ein komplett diesseitiges, rein wirtschafttaugliches Leben zu äußerlich und zu oberflächlich sei. Je strikter Markt und Finanzkraft, Lohnnebenkosten und Konkurrenzkampf das Leben aller bestimmen sollen, desto stärker werde nach Gegenkräften gefragt. Mit der Rückkehr der Religionen rebelliere die Seele der Menschen gegen ihre kommerzielle Reduktion.

Den gestorbenen Papst Johannes Paul II. bezeichnete Huber als beispielhaften Glaubenszeugen, dem dankbaren Respekt gebühre. Dem Respekt tue es keinen Abbruch, wenn katholische Christen aufs Neue um Reformen in der eigenen Kirche kämpften, die gerade dieser Papst zu verhindern wusste. Sie könnten dabei auf viel evangelische Sympathie rechnen. Diesem Respekt tue es ebenfalls keinen Abbruch, wenn evangelische Christen nicht einen einzigen Stellvertreter Christi auf Erden kennen.

Das Priestertum aller Glaubenden, die Kultur aktiver Beteiligung und die synodale Leitungsstruktur seien Stärken der evangelischen Kirche und hätten große Vorteile. Eine Kirche, die öffentlich von mehreren Personen und dabei besonders wirkungsvoll von Frauen vertreten werde, brauche sich nicht zu verstecken.

26. Mai 2005
Nachrichtenredaktion Kirchentag