Martin Mencke "Mann in Washington"

Pfarrer aus Strinz-Trinitatis/Untertaunus wird Pfarrer in den USA

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Noch steht der Übersee-Container nicht vor dem Pfarrhaus. Doch Martin Mencke und seine Familie rüsten sich bereits für die Reise in die Neue Welt. Am 1. August beginnt der Dienst in der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde in Washington D.C. Bis dahin müssen Pfarrer Mencke, seine Frau Christine und die drei Kinder ihre Brücken auf dem alten Kontinent abbrechen. Der Schiffstransport der Möbel über Bremen und New York dauert wegen der strengen Zollkontrollen nach dem 11. September mindestens sechs Wochen und bedeutet, dass die fünfköpfige Familie hier und in den USA für einige Wochen auf den Hausrat und persönliche Dinge wird verzichten müssen. Allzu viel werden sie zudem in dem 20 Fuß langen Container nicht mitnehmen können.  Da könnte es sich noch als Glück erweisen, dass das Pfarrhaus in Arlington möbliert ist. "Selbst, wenn einem das nicht alles gefallen sollte, "da muss man durch", meint Mencke mutig. Einen Dienstwagen, - ein gebrauchter VW-Passat, - wird ihm die Gemeinde für seine Arbeit stellen. Die täglich zu fahrenden Entfernungen in Amerika sind bekanntlich mit den hiesigen kaum zu vergleichen.

Von der EKD in die USA entsandt

Ein langer Weg war es denn auch, bis die Entscheidung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefallen war, Mencke in die USA zu schicken. Etwa 36 Kandidaten hatten sich um die einmalige Chance beworben. Unter den verbleibenden drei konnte die deutsche Gemeinde in der amerikanischen Polit-Metropole auswählen. Die Wahl fiel auf den Pfarrer im Untertaunus, der kirchenintern nun "unser Mann in Washington" heißt. Herzliche Freundlichkeit und Sorgfalt sei ihm und seiner Frau bei dem ersten Zusammentreffen mit den 250 Mitgliedern zählenden Kirchengemeinde begegnet. Sorglosigkeit gebe es in finanziellen Dingen nicht. Im Gegenteil, Geld spiele eine große Rolle. Jedes Mitglied werde bei der Finanzierung gefragt: Was bist du bereit zu geben? Aus Deutschland kommt von der EKD nur ein kleiner Zuschuss.

Der Glaube - ein Stück deutscher Heimat

Das Gemeindeleben fokussiert sich auf den sonntäglichen Gottesdienst. Bereits bei seinem ersten Besuch, berichtet Mencke, hat er eine große Erwartungshaltung ausmachen können. Der Sonntagsgottesdienst gelte den dortigen Christen als "geistige Tankstelle".  Über den Irak-Krieg gibt es völlig geteilte Meinungen und die von der EKD eingenommene ablehnende Haltung teilten die Mitglieder nur bedingt. Dabei ist sich die Gemeinde darüber im klaren, dass sie als Ausländer in Washington Gäste sind. Und das hat Konsequenzen auch bei Äußerungen und Stellungnahmen zum politischen Tagesgeschehen, wie z.B. dem Irak-Krieg.  Soziales Engagement hingegen gilt in der christlich-deutschen Dependance als ein Muss. Mit der Mitarbeit in einem Community Family Life Service (CFLS) in Washington D.C. nehmen die Gläubigen an den ganz praktischen Nöten ihrer Mitmenschen teil. Für die Deutschen in USA, so berichtet der Seelsorger, bleibe ihr christlicher Glaube ein Stück Heimat.

Lebenserfahrungen sammeln

Mencke ist für seinen Job in der amerikanischen Hauptstadt bestens qualifiziert. Sein Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen, Heidelberg und Berlin kann er mit den Namen bekannter Professoren wie Eberhard Jüngel und Gerd Theissen verbinden. Seine Lehrer und namhafte Promotionsstiftungen ermöglichten ihm anschließend eine Dissertation über die Erfahrung und Gewissheit des Glaubens.

Praktische Glaubensgewissheit konnte der Theologe Mitte der 90-iger Jahre als Vikar in Bingen am Rhein sammeln. Da hat sich, so Mencke,  theoretisch Gewusstes in der Praxis erweisen können. Vor allem aber habe sich dort seine Begeisterung für den Pfarrberuf bewahrheitet. Offensichtlich so sehr, dass der Seelsorger die ihm gebotene Chance ergriff, bereits 1998 für ein knappes Jahr als Spezialvikar an die University Lutheran Chapel in Berkeley / USA zu gehen. Die amerikanische Spiritualität und der lebendige Gottesdienst prägten ihn tief und gaben zu seinem heutigen Entschluss Anlass, in der Ferne neue Lebenserfahrungen zu sammeln.

Kirche bleibt im Dorf

Nach seiner Rückkehr wurde Mencke 1999 Pfarrer in Strinz-Trinitatis, einem 1000-Seelen-Dorf im Untertaunus. Drei Dörfer; Kirchen und Predigtorte musste der Geistliche versorgen. Immer darum bemüht, große Kultur wie Bachs Weihnachtsoratorium in kleine Gotteshäuser zu bringen und dennoch die "Kirche im Dorf zu lassen". Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Gottesdienste für örtliche Vereine, der Neubau eines Gemeindehauses, ja sogar die Organisation der dörflichen "Kerb" gehörten zu seinem volkskirchlichen Programm. Erstaunlich schon, dass der Theologe dabei Zeit fand, einen Lehrauftrag an der Universität Frankfurt am Main wahrzunehmen.

Als es für die Familie, zu der auch die 1 ½ jährige Tochter Ricarda gehört, galt, sich für ein Leben in Amerika zu entscheiden, hatten die älteren Kinder zuerst ein wenig revoltiert und ein Freund habe gefragt, ob die Kirche sie zwinge "da rüber zu gehen". Mittlerweile schwingt ein wenig Stolz mit, wenn Charlotte (7) und Jonathan (9) in der Schule vom neuen Arbeitsplatz des Vaters erzählen. Seine Frau freue sich auf die neue Aufgabe sehr. "Wir nehmen uns miteinander mit", berichtet Pfarrer Mencke vom Aufbruch der Familie in die Neue Welt.

Zu Information: Die EKD betreut etwa 140 Auslands-Pfarrstellen weltweit. In den USA gibt es deutsche Gemeinden in New York und in Washington. Dr. Martin Mencke, Pfarrer für die Kirchengemeinden Strinz-Trinitatis, Limbach und Wallbach wird durch Propst Dr. Sigurd Rink am Samstag, 10. Juli 2004, um 17.00 Uhr in einem Gottesdienst verabschiedet.

Wiebaden, 07. Juli 2004

Roger Töpelmann
Ev. Öffentlichkeitsarbeit Wiesbaden