"Zugewandt, respektvoll und sachlich“

Schmude erläutert Position der EKD zum Islam

Evangelische Kirche von Westfalen

05. November 2007

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist dem Islam eine zugewandte, respektvolle und sachliche Ansprechpartnerin - das zeigt ihre Handreichung zum christlich-muslimischen Verhältnis "Klarheit und gute Nachbarschaft“. Dr. Jürgen Schmude, der diese Auffassung am Montag (5.11.) in Dortmund vertrat, verteidigte die EKD-Schrift gegen vielfältige Angriffe von verschiedenen Seiten. Bei einer Tagung der evangelischen Islambeauftragten von Westfalen erklärte Schmude als Vorsitzender des Redaktionskreises: "Von Pauschalisierung und Mangel an Differenzierung kann keine Rede sein.“

Vielmehr betone die EKD die Herausforderungen, vor denen Christen wie Muslime stünden: den gemeinsamen Einsatz für Frieden und Menschlichkeit. Ziel sei es, zusammen dem Vorurteil entgegenzuwirken, Religionen seien "unberechenbar“.

Keinerlei Zweifel gebe es über das Eintreten für uneingeschränkte Religionsfreifreiheit, die das Grundgesetz natürlich auch für Muslime garantiert. Deshalb betone die evangelische Kirche eindeutig das Recht, Moscheen zu bauen und zu betreiben. "Das klingt so selbstverständlich, dass manche es vergessen, wenn sie es gelesen haben“, sagte Schmude. Nicht überall gehe das so erfreulich wie etwa in Duisburg.

Die Religionsfreiheit dürfe auch nicht durch einen Mangel an solcher Freiheit woanders in Frage gestellt werden: "Es kann keine Einschränkung geben wegen irgendwelcher Vorgänge in anderen Ländern - das würde unsere Freiheit beschädigen“, sagte der frühere Bundesjustizminister. Wo einzelne Vertreter des Islam Einfluss in ihren Heimatländern haben, sollte man sie allerdings auf Verletzungen der Religionsfreiheit dort ansprechen, erklärte Schmude. Als Beispiel nannte er dafür die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB).

Dass Religion nicht missbraucht werden darf, um Gewalt zu rechtfertigen, darüber sei auch im Islam eine fundierte theologische Auseinandersetzung nötig. Schmude: "Auch Vertreter des Islam sehen hier Nachholbedarf - immer wieder aktuelle Erklärungen genügen nicht.“ Die EKD lehnt eine Umwandlung von Kirchen in Moscheen ab wegen der Irritationen in der öffentlichen Wahrnehmung: Es entstünde der Eindruck, "Islam und Christentum seien letztlich austauschbare Religionen“.

Diesen Symbolwert bekräftigte Schmude, der lange Vorsitzender der EKD-Synode war, und fügte hinzu: "Das hat nichts mit einer Verteidigung des Abendlandes zu tun.“ Kritisch zu der Handreichung äußerte sich gegenüber den Islambeauftragten Dr. Ulrich Dehn, Professor für Missions-, Ökumene- und Religionswissenschaft aus Hamburg. Er vermisste zum Beispiel eine genaue Klärung des Begriffes "Mission“. Die Handreichung zählt dazu "das Zeugnis vom dreieinigen Gott, der die Menschen durch Jesus Christus zu wahrer Menschlichkeit befreit“. Es sei ausgeschlossen, heißt es in dem Text, dass die evangelische Kirche dies verschweigt. Das schließe zwar die gastweise "respektvolle Teilnahme“ am Gebet der jeweils anderen Religion ein, nicht jedoch das gemeinsame Gebet. Dehn hielt dagegen ein christlich-muslimisches Gebet zum "Gott Abrahams“ für möglich.

Dortmund / Bielefeld, 05. November 2007

Andreas Duderstedt
Pressesprecher