Kirche und Sport gemeinsam für Integration

Präses Buß: Migration ist der Normalfall der Menschheitsgeschichte

Evangelische Kirche von Westfalen

24. Oktober 2007

Sport und Kirche sollten ihre reichen Erfahrungen in der Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte gemeinsam nutzen. Darüber waren sich Präses Alfred Buß und Dr. Michael Vesper am Dienstagabend (23.10.) in Kamen einig. Der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes trafen sich bei einer Fachtagung zum Thema Integration mit Vertretern von Sport und Kirchen.

Die Rechte und Pflichten in der Gesellschaft anzuerkennen und dabei die eigenen Wurzeln zu behalten - für Präses Buß gehört beides zur Integration. *Gleichheit im rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen und solidarischen System ist Voraussetzung - dagegen sind in kultureller und religiöser Hinsicht Unterschiede nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten“, sagte Buß. Hier helfe keine *Leitkultur“. Vielmehr seien die verschiedenen Gewohnheiten und Lebensformen im Alltag auszuhandeln und, wenn nötig, auch zu erstreiten. Der Präses, zugleich auch Vorsitzender der Kommission für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland, wies auf Versäumnisse der Vergangenheit hin: *Wir haben Einwanderern bisher nicht deutlich gemacht, dass es sich lohnt, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein.“

Migration, so Alfred Buß, sei keine Ausnahme, sondern "der Normalfall der Menschheitsgeschichte“. Das werde schon in der Bibel deutlich. Kaum ein anderes Gebot habe hier so hohe Bedeutung wie der Schutz für Fremde und Schwache. "Aus biblischer Sicht ist der Ausländer nicht vorgesehen“, sagte der Theologe. Die Begegnung mit dem Fremden führe zur intensiven Beschäftigung mit dem Eigenen. Buß: "Nur wer in dieser Auseinandersetzung einen eigenen Standpunkt entwickelt, kann auch tolerant sein.“

Michael Vesper betonte die Bedeutung des Sports für die Integration. Gerade in den Vereinen zeige sich: "Wo man nicht groß über Integration reden muss, funktioniert sie am besten.“ Das bestätigte auch Alfred Buß am Beispiel der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen, wo ein Drittel der Schüler eine Zuwanderungsgeschichte hat. Fächer wie Sport und Religion dürften nicht vernachlässigt werden: Sie vermittelten "Orientierungswissen“- über den messbaren Lernstoff hinaus. Der Sport leiste auch für die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen einen unverzichtbaren Beitrag.

Veranstalter der Tagung im Sportzentrum Kamen-Kaiserau war die Gemeinsame Kommission "Kirche und Sport“ der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Deutschen Bischofskonferenz und des Deutschen Olympischen Sportbundes. Vorgestellt wurde das gemeinsam herausgegebene Ideenheft "Gemeinsam Gesellschaft gestalten“ mit Vorschlägen und Praxiserfahrungen, wie in Kirche und Sport Menschen mit Migrationsgeschichte integriert und unterstützt werden können. Gelungene Beispiele sollen zur Nachahmung anregen. Darüber hinaus informiert die Publikation über die aktuelle Diskussion zum Thema Integration in Deutschland.

Bielefeld, 24. Oktober 2007

Andreas Duderstedt
Pressesprecher