Kirchen in Bremen zum Konflikt um den Radiogottesdienst aus dem Funkhaus

Brief an den Intendanten von Radio Bremen

Bremische Evangelische Kirche

19. Oktober 2007

Der Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Renke Brahms, und der Vorsitzende des Katholischen Gemeindeverbandes, Propst Ansgar Lüttel, haben sich heute in einem Brief an den Intendanten von Radio Bremen gewandt.

Darin bedanken sie sich bei Heinz Glässgen ausdrücklich für die Möglichkeit, den Radiogottesdienst am 25. November, aus dem Eventstudio im neuen Radio Bremen-Gebäude zu übertragen. Die Kirchen, so führen sie aus, hätten "dasselbe Recht wie andere Gruppen der Gesellschaft, im Funkhaus präsent zu sein, auch mit einem Gottesdienst".

Die beiden Repräsentanten bedauern die heftige, ablehnende Reaktion eines Rundfunkratsmitglieds in dieser Frage. "Wir befürchten, dass ein Gottesdienst unter diesen Umständen nicht mit der notwendigen Ruhe gefeiert werden kann". Deshalb schlagen sie vor, den ökumenischen Gottesdienst in der dem Funkhaus benachbarten St. Stephani-Kirche zu feiern. Wie geplant, wird der Radiogottesdienst auf den Neustart Radio Bremens im Stephani-Viertel Bezug nehmen. Es ist den beiden großen Kirchen in Bremen ein Anliegen, der Leitung und den Mitarbeitenden des Hauses ihre besten Wünsche für die Zukunft zu übermitteln und ihre Solidarität mit dem Sender und seinem Publikum zum Ausdruck zu bringen.

Im Übrigen sind sowohl Brahms als auch Lüttel der Auffassung, dass die religiöse Toleranz in Bremen ein hohes Gut und wichtig für das freiheitliche Zusammenleben in der Stadt ist. Öffentliche Institutionen wie Bürgerschaft, Rathaus oder der öffentlich-rechtliche Sender sind so verfasst, dass sie hinreichend vor Einflussnahmen Dritter geschützt sind. In Bremen respektiert und integriert man die religiösen Werte der Bevölkerung. Deshalb ist es hier möglich, dass zum Fastenbrechen ins Bremer Rathaus eingeladen wird und ein islamischer Geistlicher dort Suren aus dem Koran vorträgt. Und es ist möglich, dass Senatsmitglieder in offizieller Funktion die Synagoge oder einen Trauergottesdienst im St.Petri Dom besuchen. Wer hier Misstrauen sät oder mit zweierlei Maß misst, handelt fahrlässig.

Die evangelische und die katholische Kirche werden es jedenfalls nicht zulassen, dass ein Gottesdienst zum Spielball politischer oder persönlicher Interessen wird. Sie laden alle Bremerinnen und Bremer, alle Mitarbeitenden von Radio Bremen und alle Hörerinnen und Hörer herzlich zu dem ökumenischen Radiogottesdienst am 25. November um 17 Uhr ein.

Bremen, 19. oktober 2007

Sabine Hatscher
Pressesprecherin