„Feiertagskultur darf nicht ökonomischen Interessen geopfert werden“

Landesbischof Friedrich übt Kritik an den Vorschlägen Clements zur Abschaffung von Feiertagen

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

18. Juni 2003

Landesbischof Dr. Johannes Friedrich wendet sich gegen den Vorschlag von  Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), Feiertage zur Belebung des Wirtschaftswachstums in Deutschland zu opfern. „Christliche Feiertage sind allgemeines soziales und kulturelles Gut. Wirtschaftliche Aspekte dürfen nicht als Begründung für  einen Verzicht auf die Feiertage geltend gemacht werden“, so der Landesbischof. Nach Ansicht von Clement sollten die Deutschen länger arbeiten, und dabei gehe es auch um die Reduzierung der Feiertage. Wer den deutschen Feiertagskalender mit dem anderer Staaten vergleiche, der könne dabei ins Grübeln kommen, so die Äußerung des Wirtschaftsministers in einem Interview.

 „Die christliche Feiertagskultur hat sich zum Wohl und Nutzen der Menschen über Jahrhunderte hinweg gebildet und bewährt“, so der Landesbischof.  Im Grundgesetz sei der Schutz der Sonn- und Feiertage als „Tage der seelischen Erhebung und der Arbeitsruhe“ gesetzlich geschützt.  “Die Feiertage sind Ausdruck von Werten, die die Wirtschaft nicht produzieren kann, von denen sie aber lebt und von denen sie ihre soziale Ausrichtung und humane Grundlegung empfängt. Der Gemeinsinn und  Zusammenhalt in der Gesellschaft muss gerade in Zeiten wirtschaftlicher Krisen gestärkt werden.“

Friedrich: „Ich bestreite, wie auch namhafte Wirtschaftssachverständige, dass die Kürzung von Feiertagen den gewünschten Effekt zur Steigerung des Wirtschaftswachstums und zur Schaffung von Arbeitsplätzen erzielen kann.“ Die Erfahrung mit der Abschaffung des Buß- und Bettags als gesetzlichen Feiertag habe gezeigt, dass mittel- und langfristig auf diese Weise die gesteckten finanziellen Ziele nicht erreicht werden konnten.

Nach Abschaffung des Buß- und Bettags als gesetzlichen Feiertag und angesichts der Aufweichung der Sonntagsruhe durch regionale Regelungen sieht Friedrich dringend Handlungsbedarf: „Ich rufe die Christen auf, von den Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das Engagement des Sonn- und Feiertagsschutzes beharrlich einzufordern. Wir dürfen uns nicht mit Hinweisen auf angebliche wirtschaftliche Notwendigkeiten abspeisen lassen. Wer die Sonn- und Feiertage, ihren religiös begründeten und sozial und kulturell ausgeprägten Wert verteidigt, verteidigt die Humanität, auch die Humanität des Wirtschaftslebens.“

Andrea Stocker, Kirchenrätin
Pressesprecherin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern