Europa die Stimme geben

Gemeinsamer Appell von Landesbischof Friedrich und Synodalpräsidentin Schülke zur Teilnahme an den EU-Wahlen

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

09. Juni 2004

„Geben Sie Europa Ihre Stimme!“, so appellierten Landesbischof Dr. Johannes Friedrich und Synodalpräsidentin Heidi Schülke an die evangelischen Christinnen und Christen im Freistaat anlässlich der bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament am 13. Juni 2004. „Als Christinnen und Christen sollten wir Europas Zukunft nicht ‚abwarten’, sondern verantwortungsbewusst unseren Beitrag dazu leisten“, so der Landesbischof und die Synodalpräsidentin. Dazu gehöre, das Recht zur Wahl wahrzunehmen und sich im Dialog für die Einhaltung ethischer Kriterien stark zu machen.

In der Charta Oecumenica vom April 2001 haben sich alle christlichen Kirchen für die Förderung zum Engagement für ein friedliches, humanes und soziales Europa verpflichtet. Bereits im März 2004 forderte die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern anlässlich der bevorstehenden EU-Osterweiterung in einem Plädoyer für Europa die Kirchengemeinden auf, das Bewusstsein für die positive Bedeutung eines geeinten, friedlichen Europas zu fördern. Es gelte, sich mit aller Kraft für das Gemeinsame Haus Europa als Wertegemeinschaft einzusetzen.

Hier seien alle Christinnen und  Christen gefragt: „Machen Sie sich im Dialog mit den Politikerinnen und Politikern für die Einhaltung ethischer Kriterien stark - insbesondere im Blick auf den Schutz von Leben und Menschenwürde, im Blick auf Frieden und soziale Gerechtigkeit, im Blick auf die Bewahrung der Schöpfung!“

Es folgt der gemeinsame Appell von Landesbischof Dr. Johannes Friedrich und Synodalpräsidentin Heidi Schülke an alle Kirchengemeinden anlässlich der Wahlen zum Europäischen Parlament am 13. Juni 2004 im Wortlaut.

München, 09. Juni 2004

Andrea Seidel
Pressesprecherin

Gemeinsamer Appell von Landesbischof und Synodalpräsidentin an alle Kirchengemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern anlässlich der Wahlen zum Europäischen Parlament am 13. Juni 2004

Wir rufen zur Teilnahme an den Europa-Wahlen am 13. Juni 2004 auf.

Die Älteren unter uns kennen aus eigener Erfahrung Zeiten, in denen Misstrauen, Vorurteile und Hass zwischen den Völkern Europas herrschten. Vor dem Hintergrund der Nazi-Diktatur trägt Deutschland besondere Verantwortung für Verständigung, Aussöhnung und Frieden. Aus der Geschichte zu lernen heißt, Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen: Nie wieder Krieg, nie wieder Rassismus und Antisemitismus, nie wieder Missachtung der Menschenrechte.

Landessynode, Landeskirchenrat und Landesbischof haben im März 2004 öffentlich daran erinnert: Die Europäische Union bietet die historische Chance, Frieden und Stabilität in Europa dauerhaft zu sichern. Es gilt, sich mit aller Kraft für das Gemeinsame Haus Europa als Wertegemeinschaft einzusetzen. Sämtliche europäische Kirchen haben sich deshalb übereinstimmend in ihrer Charta Oecumenica zum Engagement für ein friedliches, humanes und soziales Europa verpflichtet.

Es mag berechtigte Kritik an bestimmten Ausformungen europäischer Politik und Bürokratie geben. Sie braucht nicht verschwiegen zu werden. Aber es wäre fatal, wenn daraus eine allgemeine Ablehnung und Europa-Verdrossenheit resultierte. Wenn es nicht gelingt, die Europäische Union als "Europa der Bürgerinnen und Bürger" zu gestalten und zu unterstützen, droht sie zu scheitern. Denn jede Demokratie gründet wesentlich im Bewusstsein der Menschen, die ihr Vertrauen schenken und für ihre Grundordnungen einstehen.

Wir appellieren an die evangelischen Christinnen und Christen im Freistaat:
Geben Sie Europa Ihre Stimme!

Nehmen Sie Ihr Recht zur Wahl wahr! Tragen Sie dazu bei, dass die Zusammensetzung des Europäischen Parlaments durch ein breites Wählervotum erfolgt! Machen Sie sich im Dialog mit den Politikerinnen und Politikern für die Einhaltung ethischer Kriterien stark - insbesondere im Blick auf den Schutz von Leben und Menschenwürde, im Blick auf Frieden und soziale Gerechtigkeit, im Blick auf die Bewahrung der Schöpfung! Als Christinnen und Christen sollten wir Europas Zukunft nicht "abwarten", sondern verantwortungsbewusst unseren Beitrag dazu leisten.

Dr. Johannes Friedrich
Landesbischof

Heidi Schülke
Präsidentin der Landessynode