„Alles, was den Frieden zwischen den Religionen gefährdet, ist abzulehnen“- Angekündigte Koranverbrennung „unerträglich“

Brief des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, an Islamische Religionsgemeinschaft Hessen und DITIB

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck

09. September 2010

Der Dialog zwischen den evangelischen Kirchen und den Verbänden der Muslime in Hessen hat zu einem gewachsenen wechselseitigen Vertrauen geführt. Die besorgniserregenden Entwicklungen der letzten Tage haben mich dazu bewogen, diesen Brief an Sie zu richten.

Von verschiedenen Seiten werden derzeit Stimmen laut, die das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft grundsätzlich in Frage stellen. Besonders hellhörig muss man werden, wenn die Religion des anderen als ursächlicher Grund genannt wird. Es geht eine große Gefahr von einem solchen Fundamentalismus aus. Die unerträgliche Ankündigung einer kleinen Sekte, den Koran zu verbrennen, ist hierbei ein besonders abstoßendes und strikt zu verurteilendes Beispiel.

Wir beobachten eine wachsende Neigung, die Religion des jeweils anderen zu verteufeln. Dahinter stehen Ängste, die sich auf Erfahrungen berufen: Erinnerungen an Terrorakte wie auch den Anschlag vom 11.September 2001, Erschwernisse bei der Anpassung an die Werte der Zivilgesellschaft in unserem Land.

Für uns Christen und Muslime muss die Einsicht gelten, dass sie nach Gottes Willen nicht gegeneinander Krieg führen dürfen. Alles, was den Frieden zwischen den Religionen gefährdet, ist abzulehnen. Das gilt es auch in der gegenwärtigen Integrationsdebatte in unserem Land zu beachten. Es ist nicht so, dass auf der einen Seite die Deutschen und auf der anderen Seite die Muslime stehen.

Mehr denn je wird die Aufgabe von Christen und Muslimen darin bestehen, ihre Religion kenntnisreich und wahrhaftig zu leben. Fundamentalismus, Respektlosigkeit, Menschenverachtung und Gewalt gewinnen Herrschaft über die Seelen der Menschen, wenn die Religion Vernunft ausschließt und der Glaube sich vom Wissen verabschiedet. Dem entgegen zu wirken ist das Gebot der Stunde. Der christlich-islamische Dialog muss und kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Lassen Sie ihn uns in der bewährten vertrauensvollen Weise fortsetzen!

09.September 2010

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
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