Scharfe Kritik an Entscheidung der EU zur Stammzellforschung

Breit-Keßler: Rechtsstaat wird auf Umwegen ausgehebelt

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

15. Juni 2006

Scharfe Kritik hat die Ständige Vertreterin des bayerischen evangelischen Landesbischofs, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, am heutigen Beschluss des Europäischen Parlaments zur Förderung der embryonalen Stammzellforschung im 7. Forschungsrahmenprogramm geübt.

„Im Klartext bedeutet diese Entscheidung, dass ab 2007 Projekte von Brüssel finanziell unterstützt werden sollen, die die Tötung menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken in Kauf nehmen. Damit fließen auch deutsche Steuermittel indirekt über den europäischen Gemeinschaftshaushalt in Vorhaben, die in Deutschland aus gutem Grund verboten sind. Dagegen protestiere ich im Namen der Landeskirche energisch – und zwar sowohl im Interesse des Schutzes menschlichen Lebens als auch im Interesse unseres Rechtsstaates, der nicht auf Umwegen ausgehebelt werden darf!“

Die Regionalbischöfin dankte ausdrücklich der bayerischen Europaministerin Emilia Müller für deren deutliches Engagement gegen die so genannte „verbrauchende Embryonenforschung“. Es sei höchst bedauerlich, dass die Argumente der Ministerin wie auch einer Vielzahl von Europa-Politikern insbesondere in den C-Parteien und bei den Grünen keine Mehrheit im Parlament gefunden hätten.

Breit-Keßler hob hervor, dass die aktuelle Entscheidung im Unterschied zur deutschen Stichtagsregelung keine zeitliche Einschränkung vorsehe. Insofern schaffe es Anreize, verstärkt embryonale Stammzellen durch die damit verbundene Tötung von Embryonen zu gewinnen. Breit-Keßler: „Der Trend geht in Richtung eines Marktes, auf dem nach Bedarf menschliches Leben eingekauft und ausgeschlachtet werden kann – zum Beispiel durch den Handel mit so genannten „überzähligen“ Embryonen, die in vitro gezeugt wurden. Die Entscheidung des europäischen Parlaments stellt die Weichen, um diesen Trend zu fördern.“

Regionalbischöfin Breit-Keßler vertritt die bayerische Landeskirche in der Bioethikkommission der Bayerischen Staatsregierung und ist Mitglied der Kammer für Öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

München, den 15. Juni 2006

Susanne Hassen
Pressesprecherin