Deutsch-amerikanische Eiszeit: Wo endet unsere Bündnistreue?

Tacheles - die evangelische Talkshow

Tacheles / Ev. Talkshow

Hannover (sf). Tacheles - Talk am roten Tisch: die evangelische Talkshow am Dienstag, 4. Februar, 19.00 Uhr in der Marktkirche Hannover mit Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann, Dr. Wolfgang Schäuble, Vize-Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der Grünen-Vorsitzenden Angelika Beer, Prof. Michael Wolffsohn, dem amerikanischen Journalisten Don Franklin Jordan und weiteren Gästen.

Der Konflikt am Golf ist eine Zerreißprobe für die deutsch-amerikanische Freundschaft. Nachdem die Bundesregierung eine militärische Unterstützung der USA bei einem möglichen Krieg abgelehnt hat, sind die transatlantischen Beziehungen an einem Tiefpunkt angelangt. Während die Opposition vor einem deutschen Sonderweg warnt, bleiben SPD und Grüne bei ihrer Position, keinen Krieg im Irak zu unterstützen.

Wo hört die gesunde Skepsis an der amerikanischen Außenpolitik auf, wo beginnt der Anti-Amerikanismus? Sollen wir den USA die Treue halten oder führt der deutsche Weg ins Abseits?

Landesbischöfin Margot Käßmann ist beunruhigt über den Diktator Hussein, aber auch über die Kriegsvorbereitungen der USA. Ein Militärschlag der USA „wird die Welt nicht sicherer machen“. Sie könne die Angst der Menschen und Skepsis gegenüber der amerikanische Irakpolitik verstehen. Die Kritik an den USA bedeute nicht gleich Anti-Amerikanismus.

Die Bundesregierung schüre bewusst den Anti-Amerikanismus, lautet der Vorwurf von Wolfgang Schäuble. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion kritisiert SPD und Grüne, sie würden sich mit der Verweigerung von Hilfe außenpolitisch isolieren. Statt dessen müsse sich Deutschland seiner Verantwortung für die Sicherung des Weltfriedens stellen und die USA und die UNO voll und ganz unterstützen.

Dagegen will die Parteivorsitzende der Grünen, Angelika Beer, jegliche passive Unterstützung eines US-Militäreinsatzes verweigern, falls dieser ohne UN-Mandat erfolgen sollte. „Das Grundgesetz steht vor der Bündnisverpflichtung.“

"Scheinheiliges Lavieren" wirft Michael Wolffsohn, Professor an der Münchner Universität der Bundeswehr, der Regierung vor. "Die deutsche Irak-Politik ist von wirtschaftlichen Interessen, nicht von pazifistischen Idealen bestimmt." Seit Jahren verniedlichten deutsche Regierungen im Chor mit Wirtschaft, Medien und Intellektuellen die irakische Gefahr.

Für Kritik an möglichen US-Militärschlägen gegen den irakischen Diktator Hussein hat der amerikanische Journalist Don Jordan wenig Verständnis. Schließlich seien die USA im Kampf gegen einen skrupellosen Gegner. Wie die breite amerikanische Öffentlichkeit erwarte er von den Verbündeten bedingungslose Solidarität. Gerade die Deutschen stünden tief in der Schuld der USA. Ohne die Amerikaner „hätte es die deutsche Einheit nicht gegeben“.

Es moderieren Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann (Ev. Rundfunkreferat)

TV-Hinweis: Phoenix, der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, überträgt die Debatte am Donnerstag, 6. Februar, von 16.30 bis 18.00 Uhr, und am Samstag,
8. Februar, 22.15 bis 23.15 Uhr.

Hörfunk: NDR Info berichtet über die Debatte im Forum am 5. Februar um 19.30 Uhr.

Internet: Hintergrundinformationen zur Sendung sind im Internet zu lesen, dort wird auch bereits im Vorfeld der Sendung diskutiert. Ab dem 5. Februar ist der Talk am roten Tisch nachzulesen bei www.tacheles.net/