Eine Gesellschaft ohne geschützte Räume wird gnadenlos

Der westfälische Präses Buß lehnt Abhörpläne ab

Evangelische Kirche von Westfalen

24. Januar 2008

Entschieden abgelehnt werden von Präses Alfred Buß die Pläne des Innenministeriums, Seelsorger abzuhören. Das Vertrauen in der Seelsorge sei ein hohes Gut, das gesetzlichen Schutz braucht.

„Man stelle sich vor: Ein Mensch in seelischer Not vertraut sich einem Pfarrer an, und der geht anschließend zur Polizei“, warnte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen. Notwendig seien Schutzräume, in denen Menschen ihr Innerstes nach außen kehren können. Buß: „Ohne solche geschützten Räume wird das Zusammenleben trostlos, wird die Gesellschaft gnadenlos.“

Konstruierte Fälle der Gefahrenabwehr taugen nach Überzeugung des Präses nicht als Begründung, die notwendige Vertraulichkeit zu gefährden. „Ein Terrorist, der ein Verbrechen plant, spricht mit seinem Seelsorger, bevor er die Bombe zündet, vielleicht auch noch mit seinem Anwalt, seinem Arzt und seinem Abgeordneten – wer glaubt das im Ernst?“ Es gehe um den Kernbereich der privaten Lebensgestaltung. Der Schutz der Menschenwürde betreffe die Grundlagen des Rechtsstaates.

Bereits 1997 hat die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland festgestellt:

„Bei Beichte, seelsorgerlichem Gespräch und Beratung durch kirchliche Beratungsstellen müssen die Beteiligten darauf vertrauen können, nicht von Dritten abgehört zu werden. Darum muss die Vertraulichkeit der Beichte, des seelsorgerlichen Gesprächs und der Beratung auch vom Staat ohne jede Einschränkung respektiert und garantiert werden. Dies ist für die Kirche unverzichtbar.“

Bielefeld, 24. Januar 2008

Andreas Duderstedt
Pressesprecher