"Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein"

Erklärung des Bischofskollegiums und der Synodenpräsidentin der NEK

Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche

22. Januar 2003

In großer Sorge angesichts der zunehmenden Vorbereitungen eines Krieges gegen den Irak bekräftigen das Bischofskollegium und die Präsidentin der Synode der NEK noch einmal die Erklärung der Synode der NEK vom 28. September des vergangenen Jahres:

"Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein".
"Krieg ist kein Mittel der Politik mehr. Das Recht des Stärkeren darf nie mehr triumphieren über die Stärke des Rechts der Völkergemeinschaft."

Das sind Lehren aus den bitteren Erfahrungen des II. Weltkrieges. Dahinter dürfen wir auch in der Bekämpfung von Terrorismus und Gewaltherrschaft nicht zurückgehen.

Unsere ökumenischen Partner bringen uns Tag für Tag nahe, wie politisch instabil die Lage im Nahen Osten und wie groß die Gewaltbereitschaft ist, und in welcher Not die Menschen dort leben. Dabei stellt das irakische Regime eine besondere Gefahr dar. Es unterdrückt die eigene Bevölkerung und bedroht seine Nachbarstaaten Es missachtet alle gegen sein Land gerichteten Resolutionen der internationalen Gemeinschaft.

Es ist für uns unvorstellbar, dass ein Krieg gegen den Irak, zumal ein Präventivkrieg,  in einer derartig spannungsgeladenen Region zur Lösung dieser Probleme beitragen kann. Dagegen halten wir fest:

- Die Vorstellung, das Böse könne durch Krieg vernichtet werden, widerspricht der biblischen Sicht der Welt und des Menschen.

- Eine militärische Intervention ohne UN-Mandat untergräbt die Autorität der Vereinten Nationen und schafft einen weiteren Präzedenzfall.

- Ohne die Perspektiven einer zukünftigen Friedensordnung würde die Region weiter destabilisiert, die Position der Fundamentalisten gestärkt, die Not der betroffenen Bevölkerung verschärft und darüber hinaus der notwendige christlich-jüdisch-muslimischen Dialog auf lange Zeit unmöglich gemacht.

Die Synode erinnert daran, dass jeder Krieg vor Gott grundsätzlich Unrecht ist. Sie ist der Überzeugung, dass ein gerechter Frieden nicht auf dem Boden militärischer Gewalt wachsen kann. Gerechter Friede wurzelt dagegen in dem Respekt vor dem anderen Menschen, der Anerkennung seines Rechts auf Leben und Entfaltung. Diese Grundsätze zu beachten und neu in Geltung zu setzen muss das Ziel aller Bemühungen um einen Frieden im Nahen Osten sein.

Trotz der gegenwärtigen Entwicklung sind die Würfel für einen Krieg noch nicht gefallen. Immer noch können unsere Stimmen und unsere Gebete gehört werden, von Gott und den Menschen. Deshalb rufen das Bischofskollegium und die Präsidentin der Synode die Gemeinden auf, die Menschen - wie es vielfach schon geschieht - zu regelmäßigen Friedensgebeten einzuladen, um so ihren Protest gegen den Krieg und ihre Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts im Nahen Osten deutlich zu machen.

22. Januar 2003
Pressestelle der NEK