Evangelische Kirche zukunftsfähig machen

Drei Fragen an Kirchenpräsident Eberhard Cherdron zum EKD-Zukunftskongress

Evangelische Kirche der Pfalz

24. Januar 2007

Frage: Zukunftskongresse gibt es wie Sand am Meer. Die Grünen haben einen hinter sich, der Deutsche Städte- und Gemeindebund lädt zu einem ein. Folgt die Evangelische Kirche in Deutschland mit ihrem Zukunftskongress, der vom 25. bis 27. Januar in Wittenberg tagt, einem modischen Trend?

Antwort: Ich sehe in dem Kongress in Wittenberg nicht nur einen modischen Trend. Die Evangelischen Kirchen in Deutschland müssen sich auch mit der Frage der Zukunftsplanung beschäftigen. Das ist bisher auch durchweg geschehen. Reformprozesse sind in unterschiedlicher Weise eingeleitet worden. Für die Veranstaltung in Wittenberg sehe ich einen Impuls in der Frage, ob auch die Evangelische Kirche in Deutschland für solche Zukunftsplanungen offen ist und welche Rolle ihr bei den Zukunftsplanungen innerhalb des Protestantismus in Deutschland zukommt.

Frage: Mit welchen Hoffnungen und mit welchen Befürchtungen machen Sie sich auf den Weg nach Wittenberg?

Antwort: Der Kongress in Wittenberg steht meiner Meinung nach unter zwei falschen Alternativen. Er könnte zum einen den Eindruck erwecken und verstärken, als wenn die Evangelische Kirche in Deutschland für die Landeskirchen die Zukunftsplanung vornimmt und ihnen diese vorgibt. Die andere, ebenso ungute Alternative wäre, dass die Landeskirchen weiterhin nur für sich allein ihre Zukunftsplanungen betreiben, und die EKD selbst in solchen Planungen isoliert bleibt und damit wohl auch selbst nicht mehr zukunftsfähig ist. Wir brauchen auch im Blick auf Zukunftsplanung eine vertrauensvolle Zusammenarbeit innerhalb der EKD, die sich dann auch für alle Beteiligten positiv auswirken wird.

Frage: Sie gehörten mit zu den ersten Kritikern des Impulspapiers "Kirche der Freiheit." Hat sich Ihre Einstellung durch die Diskussion über das Papier inzwischen verändert?

Antwort: In mancherlei Hinsicht erscheint mir das Impulspapier nicht für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit geeignet zu sein. Außerordentlich unglücklich ist das 11. Leuchtfeuer, bei dem es um die zukünftige Zahl und Größe der Landeskirchen geht.. Im Nachhinein muss ich sagen, wir hätten besser daran getan, es so nicht zu verabschieden. Es hat die Diskussion unnötig belastet. Was mich an dem Papier selbst und auch an der folgenden Diskussion oftmals störte, war die Haltung, entweder man akzeptiert die in dem Papier vorgeschlagenen Reformen oder man gilt sofort als reformunfähig und damit auch zukunftsunfähig. Ich hoffe, dass wir diese manchmal spürbare Haltung auf dem Zukunftskongress in Wittenberg deutlich überwinden werden und zu einer Diskussion auf gleicher Augenhöhe zurückfinden.

Speyer, 24. Januar 2007

Presse- und Öffentlichkeitsreferat