Kirchentag in Hannover hat erstmals ein eigenes Programm für Kinder

Hannover (epd). Den Refrain "Goldstücke Gottes seid ihr", singt Anna gleich laut mit. Die Achtjährige ist zwar eben erst auf dem Kirchentag in Hannover angekommen und kennt das Lied gar nicht. Doch die Atmosphäre an der Freiluftbühne beim "Zentrum Kinder" lässt sie sofort einstimmen. Mehr als 1.000 Kinder und ihre Eltern sind hier auf einem Schulhof versammelt, um an einer Bibelarbeit teilzunehmen, so wie es an vielen anderen Veranstaltungsorten die Erwachsenen tun.

Erstmals bei einem evangelischen Kirchentag gibt es ein eigenes Programm für Kinder. Neben Schule und dem Historischen Museum gehören ganze Straßen zum "Zentrum Kinder". Der Statistik zufolge sind immerhin fast sieben von 100 Teilnehmern des Kirchentages unter dem Motto "Wenn dein Kind dich morgen fragt..." jünger als 12 Jahre. "Die Kinder sollen auch das gute Kirchentags-Gefühl haben, in einer großen Gruppe von Christen zusammen zu sein", sagt der Projektleiter des Zentrums, Albert Wieblitz.

Obwohl in Niedersachsen während des Kirchentages schulfrei ist, bersten bald die Klassenräume der Schule aus allen Nähten. Eine Schlange bildet sich vor der Turnhalle. Dort wird das Musical "Da staunt der Römer" nach einer biblischen Geschichte aufgeführt. Wo sonst Deutsch und Mathe auf dem Stundenplan stehen, treffen sich jetzt Kinder zur Papierwerkstatt.

Ein "Raum der Stille" ist mit Wolldecken kuschelig ausgelegt. Der zehnjährige Fabio hat dort gerade aufgemalt, wie seine Stimmung ist. Auf seinem Bild reißt ein Junge lachend die Hände hoch. "So war das, als wir draußen gesungen haben", sagt Fabio. Jetzt fühlt er sich "irgendwie entspannt".

Im Historischen Museum, das während des Kirchentages Spielzeuge aus aller Welt zeigt, haben Helferinnen bereits am Vormittag mehr als 1.000 Besucher gezählt. Im Museum lesen zum Beispiel prominente Kinderbuchautoren im "Literaturkakao". Das "Zentrum Kinder", an dem insgesamt rund 100 Initiativen mitwirken, bietet eine Mischung zwischen Aktion und Besinnung. Während einige jonglieren oder in der Hüpfburg springen, notieren andere in einer "Schreibwerkstatt", was sie bewegt.

Zum Kirchentag wurden laut Albert Wieblitz 10.000 Fragen von Kindern gesammelt. Eine von ihnen, "Warum kann ich Gott nicht sehen?", ist zugleich das Motto eines Gottesdienstes in der zentralen Marktkirche. Dabei sitzen Kinder und Eltern dicht gedrängt - viele finden nur auf dem Fußboden Platz. Fünf Minuten, bevor die Feier beginnt, lassen die Helfer niemanden mehr hinein. "Kirche überfüllt", heißt es - genauso, wie oft bei den Erwachsenen.