EKD-Ratsvorsitzender Huber gegen Umwandlung von Kirchen in Moscheen

München (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat sich gegen eine Umwandlung von nicht mehr genutzten christlichen Kirchen in Moscheen ausgesprochen. «Wird eine Kirche zur Moschee, erwecken wir den Anschein, der Unterschied zwischen Christentum und Islam sei geringfügig», sagte der Berliner Bischof dem Münchner Nachrichtenmagazin «Focus». Huber: «Wir haben als Christen keinen Grund zu sagen, wir würden uns zum gleichen Gott wie die Muslime bekennen.»

Zugleich rief Huber die Muslime auf, Deutsch als Predigtsprache in den Moscheen zu fördern und zu praktizieren. «Es wäre im Interesse der Moscheegemeinden, wenn sie sagen würden, wir haben nichts zu verstecken, wir können, was wir predigen, öffentlich vertreten.» Er glaube allerdings nicht, dass die Predigtsprache per Gesetz festgelegt werden könne, so der Repräsentant von rund 26 Millionen deutschen Protestanten. Unter anderen hatte die CDU-Politikerin Annette Schavan vorgeschlagen, für Predigten in Moscheen die deutsche Sprache vorzuschreiben.

Alle Religionen müssten mit den Schattenseiten ihrer Geschichte und ihrer Aggressivität in der Gegenwart kritisch umgehen, fügte Huber hinzu. «Ich habe aber den Eindruck, dass diese Fähigkeit bei islamischen Organisationen bisher nicht sehr ausgeprägt war.» Huber kündigte an, er werde sich im Januar als EKD-Ratsvorsitzender mit islamischen Repräsentanten treffen.

Der Berliner Bischof kritisierte zudem die zahlreichen Rechtsklagen von Muslimen, die ihre Kinder vom Sport- und Sexualkundeunterricht und Klassenfahrten befreien wollen. Sollten Muslime ihre Interessen weiter so durch die Instanzen vorantreiben, würden sie die Gerichte dazu zwingen, eigene und engere Vorstellungen von Religion zu entwickeln. Das wäre laut Huber eine «große Niederlage für unsere Rechtskultur».

Huber plädierte für einen gesunden Realismus im Dialog der Religionen. Er warnte zum einen vor einer idealisierenden Multi-Kulti-Stimmung, denn interreligiöse Schummelei funktioniere nicht mehr. Zum anderen dürfe der Islam nicht dämonisiert werden.

22. November 2004