Bildungsexperten werben für Islam-Unterricht als Mittel der Integration

Köln (epd). Bildungsexperten und Vertreter von Schulministerien haben sich für Islamischen Religionsunterricht als Mittel der Integration ausgesprochen. Ein eigener Religionsunterricht mache den muslimischen Kindern deutlich, dass sie in der Schule dazugehörten, sagte Beate Scheffler, Ministerialdirigentin im NRW-Schulministerium, am Dienstag in Köln. Scheffler zufolge darf das Fach jedoch nicht allein auf die Integration reduziert werden. In NRW wird als Modellversuch Islamkunde unterrichtet. Dies ist allerdings kein regulärer Religionsunterricht ist, weil er nicht von einer Religionsgemeinschaft verantwortet wird.

Nach Ansicht des Professors für Islamische Religionspädagogik, Bülent Ucar, sind Religionslehrer zwar keine Integrationsbeauftragten, fördern aber durch ihren Unterricht das Zusammenleben. "Ein guter Religionsunterricht fördert immer die Integration, nur ein schlechter nicht", sagte der Osnabrücker Professor im Rahmen der Bildungsmesse didacta. Das Schulfach könne auch helfen, bestimmte Formen von Extremismus zu kanalisieren.

Werner Klein, Ministerialrat im hessischen Kultusministerium, betonte den Willen der Landesregierung zur Einführung eines bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts. Das Fach helfe bei der Entwicklung einer eigenen Identität und fördere so den Dialog zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens. Allerdings brauche das Land einen verlässlichen und legitimierten Ansprechpartner, um den Unterricht einführen zu können. Wie in allen Bundesländern fehlt in Hessen bislang eine offiziell anerkannte islamische Religionsgemeinschaft.

Auch der Islamwissenschaftler und Autor Navid Kermani sprach sich für Islamunterricht aus. Seine eigene Tochter besuche in Köln die Islamkunde und fühle sich deshalb mehr mit ihrer Schule verbunden. Wenn die muslimischen Kinder nirgendwohin gehörten, während evangelischer oder katholischer Religionsunterricht stattfinde, sei dies eine Form von Ausgrenzung. Außerdem fördere das Fach die Toleranz. "Nur wer seine eigene Tradition kennt, kann in Respekt mit einer anderen umgehen", sagte der Träger des Hessischen Kulturpreises von 2009.

17. März 2010

Kirche auf der Bildungsmesse „didacta“

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